Rezension

Zwei unterschiedliche Hälften

Feuerland - Pascal Engman

Feuerland
von Pascal Engman

Bewertet mit 3 Sternen

In der Colonia Rhein, einer Wohnsiedlung von ehemaligen Nazi-Deutschen in Süd-Chile, herrscht der Patriarch Carlos, der die Arbeit seiner Vaters fortführt, in der vor allem die Clinica Bavaria mit illegalen Organtransplantationen eine wichtige Rolle spielt.
In Stockholm benötigt der Ex-Soldat Nicolas Geld, um seine authistische Schwester zu schützen und steht deshalb im Zusammenhang mit einem Überfall eines exklusiven Uhrengeschäftes und dem Verschwinden von reichen Geschäftsmännern.
Die 42jährige Kriminalkommissarin Vanessa Frank, die nach einer Alkoholfahrt vom Dienst suspendiert ist, langweilt sich sehr und stürzt sich mit Feuereifer in die Aufklärung der Stockholmer Verbrechen, wo sie bald internationale Verbindungen aufdeckt und selbst in Gefahr gerät.

"Feuerland" ist der Auftakt einer neuen Thriller-Serie um Vanessa Frank, eine Kriminalkommissarin mit einem (wieder einmal) schwierigen Privatleben, das Einfluss auf ihre Arbeit hat. Die Personen sind durchaus mehrdimensional angelegt und gut beschrieben, allerdings konnte ich mich mit keiner wirklich identifizieren.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, die Sprache eher einfach und direkt.

Meine größte Kritik an diesem Thriller bezieht sich auf die Spannung:
Während Pascal Engmann in der ersten Buchhälfte die Personen genau einführt und ihre Intentionen und Handlungen beschreibt, baute sich leider überhaupt keine Spannung auf und ich habe mich über lange Strecken gelangweilt, bevor es in der zweiten Hälfte richtig spannend wurde und ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Die einzelnen Abschnitte über die drei zentralen Personen, die anfangs einfach völlig zusammenhanglos dastanden und bei mir viele Fragen auslösten, fügten sich nach und nach immer weiter zusammen.

Die dem Thriller zugrundeliegenden Themen der "Colonia Rhein" und ihrem Wirken, gerade die Menschenrechtsverletzungen in der Pinochet-Ära und die Praktiken des Menschen- und Organhandels, sind wichtige und hochbrisante Fragen, über die ich gerne noch ausführlicher gelesen hätte. Sie kamen für mich hier eindeutig zu kurz.

Die Handlung weist einige unlogische Sequenzen auf, auf die ich wegen des Spoilerns hier nicht genauer eingehen möchte; auf jeden Fall haben unsere Helden immer das nötige Glück oder übermenschliche Fähigkeiten. Ob man sich daran festbeißt oder diese eher überliest, ist wohl eine Frage der Einstellung des Lesers. Durch sie konnte schließlich der Sieg der "Guten" gegen "das Böse" gefeiert werden.

Warum das Buch den Titel "Feuerland" trägt, erschließt sich mir allerdings auch nach der Lektüre nicht. Weder die Handlung ist feuerlastig, noch liegt das Setting in Feuerland, wenn auch mit Südchile wenigstens in geografischer Nähe. Immerhin wird die Entstehung des Namens kurz erklärt.

Insgesamt tue ich mich wegen der vorgenannten Kritikpunkte schwer mit einer Bewertung, insbesondere aufgrund der zweiten Hälfte fühlte ich mich allerdings gut unterhalten.