Rezension

Zwei Vampire und Rosalie

Moonchild - Sandra Florean

Moonchild
von Sandra Florean

Der neue Roman "Moonchild" von Sandra Florean entführt erneut - und wohl vorerst zum letzten Mal - in eine Welt der Vampire, hat allerdings nichts mit ihrer "Nachtahn"-Reihe zu tun, sondern ist ein selbstständiger Einzelband.
Erzählt wird die Handlung abwechselnd aus der Sicht der drei Protagonisten: Rosalie, Matteo und Edmund. Während Matteo und Edmund schon ältere Vampire sind, ist Rosalie ein Mensch, der in die Welt der Vampire hinein gerät. Und damit beginnt der Roman auch. Rosalie sucht in der Stadt Fransbori eine Auszeit von ihrer Ehe, die in den letzten Monaten sehr belastend für sie war. In der ruhigen Hafenstadt trifft sie auf Matteo, der sich sofort zu ihr und ihrem Blut hingezogen fühlt. Und so gerät Rosalie unfreiwillig immer tiefer in die Welt der Vampire...
Insgesamt betrachtet verläuft die Handlung überwiegend ruhig, wobei es die Actionszenen aber sehr in sich haben und nicht unbedingt etwas für schwache Nerven sind. Auf brutale Gewalt, jede Menge Blut und Vergewaltigungen sollte man sich einstellen - es ist somit eine wirklich düstere Geschichte mit einer Vampirwelt, in der wohl niemand gerne leben möchte. Ich fand jedoch, dass gerade diese düstere, ständig bedrohliche Stimmung die Romanwelt sehr authentisch machte und die Entscheidungen der Charaktere dadurch nachvollziehbar wurden. Entsprechend passend eingeflochten sind die Intrigen und Machtspiele, die Feinde, Verbündeten und all jene Charaktere, bei denen man sich nie ganz sicher ist, auf welcher Seite sie stehen.
Großer Bestandteil der Handlung ist die Liebesgeschichte, die sich zwischen Rosalie und den beiden Männern abspielt. Ja, es ist eine Dreiecks-Geschichte, aber ich empfand sie tatsächlich nicht störend, da die Gefühle zwischen Rosalie und Matteo und Rosalie und Edmund auf unterschiedlichen Grundlagen (hier will ich nicht spoilern ;)) beruhen und sich übliche Probleme wie Eifersucht und Entscheidungsprobleme kaum ergeben. Natürlich gibt es auch mal Streit, aber im weiteren Verlauf nehmen alle Beteiligten die Gefühle des jeweils anderen sehr vernünftig an und es wird tatsächlich über Probleme gesprochen und nicht nur aneinander vorbei geredet. Das Liebesdreieck wurde daher - zumindest für mein Empfinden - nie nervig oder störend.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist Matteos großes Geheimnis. Und hier folgt mein erster Kritikpunkt: Ich hatte erwartet, dass die Ursache dieses Geheimnisses abschließend erklärt wird, war aber nach dem Ende des Buches immer noch ein klein wenig ratlos diesbezüglich. Dabei sorgt dieses Geheimnis für allerhand unerfreuliche Entwicklungen innerhalb der Handlung, die einen Großteil der Spannung erzeugen. Ein paar weitere Kapitel - neben dem Prolog - aus der besagten Zeit hätte ich ehrlich gesagt als schöne Ergänzung empfunden. Davon abgesehen gefiel mir der Konflikt, der dadurch entstand und die Rolle, die Matteo zu kommt und die er erst aufgrund der Ereignisse innerhalb des Romans annimmt. Während Matteo anfangs noch überwiegend für sich selbst lebt, übernimmt er immer mehr Verantwortung und setzt sich zunehmend für seine Freunde und verbündeten Vampire ein.

Auch die Entwicklung von Edmund fand ich gelungen. Anfangs war er mir unsympathisch, aufdringlich und irgendwie "schmierig". Das änderte sich allmählich immer stärker bis er zum Ende hin mein Lieblingscharakter wurde! Eine so starke Wendung, die noch dazu absolut nachvollziehbar beschrieben wurde, kommt mir selten unter.
Probleme hatte ich hingegen mit Rosalie. Sie bleibt im Vergleich zu Matteo und Edmund zu oberflächlich. Sie ist naiv, handelt häufiger unvernünftig und besteht im weiteren Verlauf vor allem daraus, von den zwei Männern begehrt zu werden. Zwar gibt es auch Szenen, in denen sie Durchsetzungsvermögen und eine Erwachsene, vernünftige Haltung zeigt, aber auch die konnten mich nicht von ihr überzeugen. Während von Matteo und Edmund immer wieder Ecken und Kanten hervorgehoben werden, blieb Rosalie für mich austauschbar. Was macht sie so besonders, dass beide direkt Interesse an ihr haben? Gerade wenn bei jahrhundertealten Vampiren die "plötzliche unsterbliche Liebe auf den Blick" auftaucht, reicht es mir nicht, wenn die Herzensdame zu gewöhnlich bleibt. Wohingegen ich mit Matteo und Edmund mitgelitten und mitgefiebert habe und an ihrem Schicksal wirklich interessiert war.

Ebenfalls gefallen haben mir die ausgearbeiteten, individuellen Nebencharaktere, die zum Gesamtbild und zum Fortlauf der Handlung beigetragen haben.
 

3,5 von 5 Punkten