Rezension

Zwei Verirrte

Der Narr und seine Maschine - Friedrich Ani

Der Narr und seine Maschine
von Friedrich Ani

Bewertet mit 4.5 Sternen

Alles andere als ein typischer Krimi – ein düsteres, aber auch zutiefst menschliches Werk

Mein erster Gedanke, als ich das Buch zugeklappt habe: Puh, ein Buch wie ein Sack Steine. Düster, schwer, ohne Hoffnung. So wie hier:

„In Wahrheit waren um ihn Stein und Staub und schwarze Zeit. Und schwarze Zeit und Staub und Stein waren in Wahrheit in ihm, keine Kindheit, bloß Knochen eines vor Schmerzen sich windenden, verendenden Mannes.“

Dann habe ich darüber noch zwei Tage nachgedacht – und denke nun, man muss es nicht so düster interpretieren. Die Storyline ist schnell erzählt: Ein alternder, ehemals erfolgreicher Autor ist verschwunden, der Selbstmordverdacht steht klar im Raum. Ein Detektiv mit Wunden, die nicht heilen, und der ebenfalls gerade dabei ist, zu verschwinden, macht sich auf die Suche nach ihm. Es gibt kein klassisches Happyend und nichts zu lachen. Der Autor versteht es, Charaktere zu zeichnen und auf wenigen Seiten viel Atmosphäre zu schaffen, er schreibt ohne Schnickschnack – passt zum Buch.

Also schon düster, aber das Leben ist auch manchmal düster. Aber ich denke, es geht dem Autor nicht darum, puren Pessimismus zu verbreiten. Vielmehr geht es um Selbstbestimmung angesichts des Elends, und um zwei Heimatlose, die viele Gemeinsamkeiten und ein Verständnis teilen, das nicht viele Worte braucht – und darum, den Einsamen, Verlorenen eine Hand zu reichen.

„Ich bin der einzige Mensch, der ihn nach solchen Dingen fragt. Man muss fragen. Man muss Menschen, die einem nah sind, in das Leben mit einbeziehen, man darf sie nicht machen lassen, dann verirren sie sich.“ (S. 80)

Man muss sie begleiten, und manchmal vielleicht auch gehen lassen.