Rezension

Zwei verwobene Seelen

Dschungel
von Friedemann Karig

Bewertet mit 3 Sternen

Wie viel ist dir dein bester Freund wert? Der Ich-Erzähler dieses Buchs muss sich diese Frage stellen. Von den ersten Schuljahren an, waren sie fast unzertrennbar. Sie verbrachten jede freie Minute zusammen und gingen beieinander ein und aus. So ist die Mutter seines Freundes keine Unbekannte, als sie unerwartet vor dem Erzähler steht und verlangt, dass er ihr Sohn zurückholt.

Der Freund, der freiheitsliebende Felix, suchte schon immer das Abenteuer. Als Erwachsener bricht er zu einer großen Reise auf. Er sendet seiner Mutter und seinem Freund immer wieder Bilder und Nachrichten, bis auf einmal jede Kommunikation aufhört. Er ist verschollen. Seine Mutter drängt den Freund dazu, zu seinem letzten Aufenthaltsort in Kambodscha zu reisen, um mehr herauszufinden.

Der Erzähler hasst das Reisen, und er verlässt nur sehr ungern seine geliebte Freundin. Aber aus seiner Sicht hat er keine Wahl. Dabei sind seine Gefühle für den Freund sehr zwiespältig, was sich an seinen eingestreuten Erinnerungen zeigt. Auf seiner langen Reise verändert er sich. Er findet schließlich, was er sucht, obwohl das Ende seiner Reise ganz anders ist als erwartet.

Der Leser begleitet den Erzähler auf seiner aufregenden Suche in Kambodscha. Von den stechenden Mücken und merkwürdigen Gestalten in den Backpacker Hostels zu einer abgedrehten und abgelegenen Kommune, bis hin zu abenteuerlichen Wegen durch den Dschungel, erlebt der Leser eine Seite dieses Landes, die Touristen verborgen bleibt. Und jedes Mal, wenn es spannend wird, kommt eine Rückblende in die Kindheit der beiden Jungen. Wie bei einem Puzzle, setzt sich so Stück für Stück das Bild einer tiefen, vielleicht auch kranken, Beziehung zwischen den beiden Freunden zusammen.

Der Erzählstil dieses Buchs ist ungewohnt. Staccatoartig werden Erinnerungen und Gefühle beschrieben. Vieles wird nicht ausgesprochen, aber der Leser ahnt es. Über einen Großteil der Szenen schwebt eine düstere Atmosphäre. Enttäuschend sind manche Entscheidungen des Erzählers. Zum Lesen unangenehm sind die gelegentliche Erfahrungen auf Trips nach dem Drogenkonsum.

Fazit: Eine spannende Geschichte, in düsteren Tönen erzählt, mit einem unerwarteten Ende. Definitiv keine Wohlfühlgeschichte, sondern eher eine Reise in die dunklen Tiefen des Seins.