Zweiter Band, ähnliche Story
Bewertet mit 3.5 Sternen
Es seinem Bruder Alex gleichzutun, und sich in eine "Schneebraut" zu verlieben, kommt für Carlos Fuentes nicht in Frage. Er ist davon überzeugt, seid Alex Brittany Ellis kennen gelernt hat, ist aus seinem coolen großen Bruder, ein verweichtlichter Kerl geworden, der seine mexikanischen Wurzeln und seine Herkunft verleugnet. Und so ist Carlos erst einmal überhaupt nicht begeistert, als seine Mutter ihn zu Alex nach Colorado schickt, damit er dort seinen Schulabschluss macht und Abstand von seinen Freunden aus der Gang bekommt. Fest nimmt er sich vor seinem Bruder zu zeigen, dass aus ihm niemals ein braver Musterschüler werden wird. Doch mit solchen Schwierigkeiten hat Alex schon gerechnet, und so bittet er Kiara, die Tochter seines Psychologieprofessors, Carlos bei der Eingewöhnung in die Schule zu helfen. Als Carlos Kiara das erste Mal trifft, ist er schockiert. Sie trägt ein übergroßes, unmodisches T-Shirt, stottert und wirkt äußerst uncool. Aber Kiara weiß sich gegen Carlos zu behaupten, und dieser muss feststellen, dass sein Neuanfang in Colorado vielleicht doch gar nicht so schimm ist, wie gedacht, wäre da nicht der Ärger mit dem Gesetz, den er (auch ungewollt) magisch anzuziehen scheint...
Im zweiten Teil von Simone Elkeles Geschichte rund um die drei Fuentes-Brüder, ändert sich am grundlegenden Handlungskonzept wenig. Im Gegenteil: auch in "Du oder der Rest der Welt" werden wieder verschiedenste Komponenten des "Romeo und Julia"-Szenario ausgekostet. Zwar ist Kiara (anders als Brittany) nicht die perfekte Schönheit, in die sich jeder Kerl zwangsläufig verlieben muss, dafür wird sie dem Klischee des Mauerblümchens mit dem guten Charakter, in dem viel mehr steckt als gedacht, ziemlich gerecht. Für Probleme sorgen wie schon im ersten Teil, die unterschiedlichen Welten, Selbstzweifel und Gangbeziehungen, und auch ansonsten bestehen einige Ähnlichkeiten.
Dennoch finde ich, dass "Du oder der Rest der Welt" ein eigenständiger Roman ist und kein bloßer Abklatsch vom ersten Band. Die Autorin schafft es mit ihrem Schreibstil und den abwechselnden Erzählperspektiven ihren Charakteren Leben einzuhauchen, sodass der Leser mit Carlos und Kiara mitfiebert, über ihre Handlungen schmunzelt und auf einen glücklichen Ausgang der Liebesgeschichte hofft. Da Kiaras Art sich doch sehr von der Brittanys unterscheidet, kommt es zu anderen Konfliktthemen, sowie zu anderen romantischen Szenen. So fehlt der Geschichte ihre eigene Handlung nicht, und, auch wenn man vielleicht den Ausgang erahnt, ist man doch gespannt, wie es dazu kommt. Was mir ansonsten noch gefallen hat, ist das man im Hintergrund auch noch etwas über den weiteren Verlauf der Beziehung zwischen Alex und Brittany erfährt, die mir im ersten Band als Protagonisten sehr gefallen haben.
Ich denke, dass "Du oder der Rest der Welt" nicht unbedingt nur als zweiter Teil einer Trilogie gelesen werden kann, sondern durchaus auch als eigenständiger Roman. Die Vorgeschichte ist zum Verständnis nicht unbedingt notwendig und auch die Anspielungen auf Vergangenes sind relativ selten, und wenn verständlich erklärt. Dennoch würde ich die Lektüre von "Du oder das ganze Leben" empfehlen, da man auf diese Weise besser in die Geschichte rund um die Familie Fuentes eintauchen kann und bestimmte Charakterzüge der Brüder vielleicht besser zu verstehen lernt. Ansonsten gilt auch bei Band 2, ein tolles Jugendbuch für alle mit einem Hang zur Romantik ohne allzuviel Kitsch, dafür gewürzt mit einer Prise Spannung. Meiner Meinung nach aber etwas schwächer, als der erste Teil.