Rezension

Zweiter Thriller von King mit dem ehemaligen Detective Bill Hodges...

Finderlohn - Stephen King

Finderlohn
von Stephen King

Bewertet mit 4 Sternen

"Meinst du, sie lassen sich scheiden?" ... "Keine Ahnung. Heute Abend jedenfalls nicht. Das Gericht hat schon geschlossen." (...einleuchtende Kindergedanken...)

Inhalt:

Der dreizehnjährige Peter Saubers glaubt seine ganzen Familie gerettet zu haben, als er mehr durch Zufall einen Koffer voller Umschlägen mit Geldnoten sowie jede Menge Notizbücher findet. Das Geld hilft der Familie, die in der Zeit um den Terroranschlag, bei dem Vater Tom nur soeben überlebt hatte, finanziell ziemlich angeschlagen ist. Und in den Notizbüchern findet Peter seine persönliche Genugtuung, sind es doch die unveröffentlichten Werke des ermordeten Autors John Rothstein, welche den Jungen in die wunderbare Welt des Lesens führen. Als dann das Geld dem Ende neigt, kommt Peter eine ganz andere Idee: wie viel mögen Rothsteins Notizbücher wohl wert sein? Dass er bald andere Sorgen haben wird, ist dem Jungen gar nicht bewusst, denn mittlerweile ist Morris Bellamy aus dem Gefängnis. Er stahl einst das Zeug, welches sich in dem Koffer befand, von Rothstein und tötete diesen anschließend, denn er war ein nahezu fanatischer Verehrer der Bücher des Autors - fand aber den finalen Band um die Hauptcharaktere - seinem Teenie-Idol Jimmy Gold - für diesen mehr als unwürdig. Und nun möchte er nach all den Jahrzehnten endlich die Fortsetzung der Romane lesen - der Koffer ist jedoch nicht mehr am vergrabenen Ort. Der ehemalige Häftling macht sich auf die Suche. Er will die Notizbücher zurück - koste was es wolle. Und wenn es der Tod ist!

Meinung:

Der Roman 'Finderlohn' ist das zweite Buch um den ehemaligen Polizisten Bill Hodges. Allerdings ist dieses Werk aus dem Jahre 2015 doch ziemlich anders als man vermutet, wenn man das erste Buch 'Mr. Mercedes' mit dieser Hauptcharaktere gelesen hat. Es ist keinesfalls eine klassische Fortsetzung - soviel darf verraten werden. Vielmehr verhärtete sich meine Meinung bei dem Lesen des Romans, dass der amerikanische Autor Stephen King hier womöglich zwei - oder gar drei Roman-Ideen miteinander vermengt hat. Schon sehr schnell kommt man nämlich drauf, dass sich King hier ausführlich um die amerikanische Literatur kümmert und dieser scheinbar eine kleine - zugegebenermaßen dramatische - Hommage versehen wollte. Ähnliches findet sich jedoch schon in älteren King-Werken; ein fanatischer Leser siehe 'Sie' oder das Leben eines Gefängnis-Insassen siehe in der Kurzgeschichte 'Pin Up'. Irgendwann werden dann die Figuren des Romans 'Mr. Mercedes' integriert und dazu einige Verflechtungen zu diesem ersten Band gestrickt.Hierbei möchte ich die Figur der Holly Gibney kurz erwähnen, welche sich von dem vorherigen Band, in dem sie schon auf ihre Art begeisterte, nun noch interessanter agiert. Wenn also der Gedanke des Autor eben keine Zusammenführung zweier Roman-Ideen war, ist das ganze schon wirklich aufwendig wie genial durchdacht worden. King zeigt besonders bei den Abschnitten um und zur Literatur, wie toll er erzählen kann, ohne, dass etwas dramatisches passiert. Empfindungen und Gedankengänge werden lebhaft wiedergegeben. Wenn es dann 'zur Sache' geht, ist der Autor gar noch besser - siehe zum Beispiel den Beginn des Romans, als bei dem Autor Rothstein eingebrochen wird. Sehr fesselnd herübergebracht! In dem Part um den ehemaligen Polizisten lässt King den Leser heimisch fühlen, wenn man den vorherigen Roman gelesen hat. Sofort ist man wieder mit den Protagonisten vertraut und freut sich, neues aus deren Leben zu erfahren. 'Finderlohn' ist kein effekthaschendes Buch, aber ein etwas anderer Kriminalroman aus der Feder des 'Königs des Horrors'. Sehr lesenswert trotz etwas ungewohnten Terrain...

Fazit:

Wenn die Liebe zur Literatur dem Wahnsinn verfällt ... spannender Thriller von King!

8,3 Sterne