Rezension

Zwiegespalten

Der Solist -

Der Solist
von Jan Seghers

Bewertet mit 3 Sternen

Zum Inhalt:
Eigentlich soll Neuhaus in der neu gegründeten Spezialeinheit zur Terrorabwehr in Berlin intern ermitteln. Zu viel ist in den Vorgängen um den Terroranschlag am Breitscheid-Platz schief gelaufen. Doch dann passieren zwei Morde – einer an einem Juden, einer an einer Muslimin – bei denen ein Bekennerschreiben mit Erwähnung Anis Amris auftaucht und Neuhaus wird mit der Aufklärung betraut. Dazu bekommt er die Deutsch-Türkin Grabowski zugeteilt und gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Grund für die Taten, - politisch und/oder religiös motiviert?

Mein Eindruck:
Jan Seghers ist auch mit dieser Story ein brisantes Buch auf der Höhe des Zeitgeists gelungen, - dazu ist er ein brillanter Erzähler. Leider gibt es bei „Der Solist“ jedoch zwei gravierende Schwachpunkte: Erstens ist das Buch zu kurz und zweitens zu einseitig. Der Autor führt hier – wenn man den Klappentext liest – einen neuen, dauerhaften Ermittler ein, lässt aber bei dieser Figur sehr vieles im Unklaren und teilweise auch im Unglaublichen: Dass beispielsweise ausgerechnet Polizisten es nicht schaffen, zu ihrem eigenen Hintergrund zu recherchieren, ist Kokolores. Auch andere Charaktere bekommen nur zumeist einen zweidimensionalen Federstrich statt eines mehrfach deckenden Öl-Anstrichs verpasst. So mag vielleicht der Boden für weitere Enthüllungen in den Fortsetzungen bereitet sein, - das sollte aber ein so guter Autor wie Seghers nicht nötig haben.
Die Hauptgeschichte um einige Morde und deren Aufklärung ist rasant erzählt, macht Spaß und bietet einige Überraschungen, die zum Nachdenken anregen. Die Klammer aus Prolog und Epilog ist jedoch vorhersehbar und genau die Schippe zu viel, die den schmalen Grat zwischen berechtigter Empörung auf der einen Seite und der Abwehr betreuten Denkens auf der anderen zuschüttet. Hier könnte sich zu Recht eine große Gruppe diskreditiert fühlen.

Mein Fazit:
Zum Schluss zu viel gut gemeint