Rezension

Zwiegespalten

Betreff: Falls ich sterbe
von Carolina Setterwall

Bewertet mit 3 Sternen

Carolina ist eine junge Mutter, die einfach überfordert ist und auch mit ihrem Partner und dem Vater des Kindes läuft nicht alles rund. Die junge Familie muss sich noch finden, doch eines Morgens ist Aksel tot. Er war erst 34 Jahre alt und Carolina steht nun vor einem Scherbenhaufen.

Schon der Titel und der Klappentext haben mich direkt angesprochen und dann ist die Geschichte auch noch autofiktional - da war schnell klar, dass ich die Geschichte lesen möchte. Zu Beginn war ich auch Feuer und Flamme, denn dank der Erzählform ist man direkt mittendrin und fand es richtig schlimm, wie Carolina ihren Partner gefunden hat. Gerade bei einem jungen Vater rechnet man mit so etwas ja nicht und der Schock ist unvorstellbar groß. Nicht nur bei Carolina, sondern auch bei ihrer und seiner Familie, denn von einer Erkrankung weiß niemand etwas. Ihr Schmerz und ihre Verzweiflung sind extrem spürbar und man fragt sich automatisch, wie es einem selbst in der Situation gehen würde. Das macht das Lesen nicht gerade leicht, aber es ist natürlich interessant und regt zum Nachdenken an.

Immer wieder gibt es Rückblenden, die das Kennenlernen und das Leben von Carolina und Aksel beleuchten und ihre „Liebe“ zeigen. Hier beginnt auch schon eine Sache bei der ich sehr zwiegespalten bin. Zum einen finde ich es natürlich super, dass die Autorin offen, ehrlich und schonungslos nüchtern die Dinge betrachtet, andererseits wird es so extrem kalt, und ihre Liebe, naja, ich verstehe da schon etwas anderes darunter.

Die Geschichte hat mich wirklich ziemlich oft bewegt, mal war ich entsetzt, mal genervt, mal traurig, mal von allem etwas. Zwischendurch war ich auch kurz davor quer zu lesen, da es ziemlich zäh und langatmig wurde. Manchmal konnte ich die Schilderungen der Protagonistin auch nicht mehr ertragen. Abzug gibt es zudem, da die Mail, die im Titel so präsent ist und zu der ich gerne deutlich mehr erfahren hätte, nur mal am Rande erwähnt wird.

Das Buch hätte in deutlich abgespeckter Form sicher mehr überzeugt, so bleibt mir vor allem in Erinnerung, wie froh ich war, dass ich dieses fast 500 Seiten starke Buch erleichtert zugeschlagen habe und mich von Carolina verabschiedet habe, denn mit ihr konnte ich nun wirklich nichts anfangen. Sie wirkt einfach extrem unsympathisch und schon vor Aksels Tod war sie sicher alles andere als eine umgängliche Frau. An einigen Stellen hatte ich auch das Gefühl, dass sie ihren verstorbenen Lebensgefährten auch zu hart kritisiert. Einerseits war sie vielleicht nur ehrlich, andererseits denke ich, dass der Sohn vielleicht irgendwann das Buch lesen könnte und dann wird mir schon anders – sorry, das Leben ist zwar sicher kein Ponyhof, aber das muss ein Kind sicher nicht lesen – vor allem nicht in dem kühlen Tonfall.

Insgesamt bin ich sehr zwiegespalten und ich glaube nicht, dass ich dieses Buch jemandem empfehlen würde der gerade in einer ähnlichen Situation ist. Ich bewundere ihren Mut zur Ehrlichkeit und den Kampf zurück ins Leben, aber es gibt viele andere Dinge, die mich gestört haben, ergo drei Sterne.