Rezension

Zwiespältig

Vielleicht mag ich dich morgen
von Mhairi McFarlane

Kein Roman,  mit dem man sich lange im Nachhinein beschäftig, aber ein netter Schmöker für zwischendurch? Eine schöne Lektüre für den Strand, würde ich sagen - die aber bei genauerem Hinsehen auch eine unglaublich ernste und nachdenklich Ebene hat.

Anna hatte keine leichte Jugend - sie war ein klassischer Außenseiter, das moppelige Mädchen, das von allen gehänselt wurde. Die Jahre vergehen und Anna wird zu einer attraktiven, erfolgreichen jungen Frau. Als dann ein Klassentreffen ansteht, sieht sie sich mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und stößt auf alte Bekannte, fast vergessene Wunden und vor allem an ihre Grenzen, erneut. Denn auch, wenn Anna nach außen hin völlig verändert erscheint, ihre Jugend hat sie ein für allemal geprägt.

Ich kann nicht leugnen, dass ich das ein oder andere Mal während des Leseprozesses dachte, Mensch Mädel, reiß dich doch mal am Riemen, komm klar! Jeder Mensch hat sein Päckchen zu tragen, du bist nicht das einzige Kind, das in der Schule was abbekommen hat. Doch mehr und mehr werden die Dimensionen dessen deutlich, was Anna ertragen musste und wie sehr sie wirklich darunter gelitten hat. Ach ja, es gibt natürlich eine Liebesgeschichte, die mit der Schulzeit zusammenhängt, man mag es fast vergessen! Denn das, was ich bei diesem Buch im Gedächtnis behalten habe, ist viel mehr die Entwicklung, die die Figur durchmacht, dass sie sich ihrer Vergangenheit stellt, dass sie daran wächst und irgendwann endlich abschließen kann.

Ich finde, "Vielleicht mag ich dich morgen" ist ein Buch, dass zwei Ansprüche recht gut vereint: locker-leichter Lesespaß gepaart mit menschlichem Schicksal. Ja, es ist kein Buch, dass mich ewig umgetrieben hat, aber es ist mir im Gedächtnis geblieben, obwohl es schon länger her ist, dass ich es gelesen habe.