Rezension

Zwillinge – lieber allein?

Ben und Teo - Martin Baltscheit

Ben und Teo
von Martin Baltscheit

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ben und Teo sind Zwillinge. In vielem handeln sie als Einheit. Dass sie aber von ihrem Umfeld oft nur als Paar wahrgenommen werden, nervt beide. Schließlich sind sie in unterschiedlichen Dingen gut und wünschen sich, dass dies auch wahrgenommen und anerkannt wird. Ein magischer Spiegel erlaubt es ihnen, herauszufinden, wie das Leben als Einzelkind wäre…

Teo und Ben sind abwechselnd die Ich-Erzähler und schildern ihre Erlebnisse mit und ohne Geschwisterkind. Der Erzählstil ist einfach und kindgerecht, Schimpfwörter inklusive, denn natürlich wird auch mal kräftig gestritten.
Wie alt die Zwillinge sind, bleibt offen. Sie interessieren sich für Fußball, Musik, Haargel und Deo…
Die bunten Illustrationen, teils ganzseitig, teils klein neben dem Text, sind ebenfalls kindgerecht und geben die Stimmung der Geschichte bildlich wieder.

Die Grundidee des Buches gefällt mir gut: Durch das Experiment „Einzelkind“ merken Ben und Teo, wie es sein könnte, die alleinige Aufmerksamkeit von Eltern und Freunden zu bekommen. Gleichzeitig stellen sie aber auch fest, was ihnen ohne den anderen fehlen würde.

Die Umsetzung konnte mich allerdings nicht durchweg überzeugen. Dass Kinder sich wünschen, das Geschwisterkind wäre nie geboren und dies auch äußern, ist wohl nicht ungewöhnlich. Aber das Thema Tod mehrfach aufzugreifen und die Beerdigung des Bruders – wenn auch nur gedanklich – samt Trauerfeier, -gästen und Sarg auszuschmücken, finde ich für die Altersgruppe doch irgendwie unangemessen.

Die anderen Situationen, die Ben und Teo erleben, sind harmloser und spiegeln den Schul- und Familienalltag wieder. Teilweise empfand ich die Handlung dabei aber als etwas abgehackt. Sehr knapp schildern die Zwillinge die aktuellen Erlebnisse, bevor es auch schon mit dem nächsten weitergeht. Ganz rund wird die Geschichte, besonders das Ende, für mich dabei nicht.
Fazit

Die Zwillingsjungs Ben und Teo wünschen sich, nicht nur als Paar sondern auch mit ihren individuellen Talenten wahrgenommen zu werden. Ein Zauberspiegel ermöglicht ihnen, das Leben als Einzelkind auszuprobieren. Niedlich dabei ist, dass sie es zwar total spannend finden, etwas getrennt zu machen, dem anderen aber dennoch zeitnah von ihren Erlebnissen erzählen möchten. Ganz allein ist es nämlich doch gar nicht so toll… Eine Geschichte über Freundschaft, Familie und Zusammenhalt, die inhaltliche aber teilweise ein wenig über das Ziel hinausschießt.
Dennoch greift das Buch mit dem Geschwisterstreit und dem Konkurrenzdenken, das nicht nur unter Zwillingen herrscht, lebensnahe Themen auf. In eine fantasievolle Geschichte eingebunden, erkennen die Jungen, was ihnen im Leben wichtig ist, und geben dabei den Leser/innen bzw. Zuhörer/innen einen entsprechenden Denkanstoß mit.