Rezension

Zwischen Banalität und Kunst.

Flammenwand. - Marlene Streeruwitz

Flammenwand.
von Marlene Streeruwitz

Bewertet mit 2 Sternen

Es gibt sie noch: die unlesbaren Bücher, die vom Feuilleton hochgeschrieben werden!

Dass der Roman „Die Flammenwand“ künstlich ist und insofern durchaus ein Kunstwerk sein will, ist von der Autorin selbstverständlich gewollt. Die Handlung ist schnell erzählt und erinnert ein wenig an Ulysses von Jocye. Ein Mensch, in diesem Falle eine Frau, macht einen Spaziergang durch Stockholm. Mehr als einige Stunden reale Lebenszeit wird nicht beschrieben. 

Dabei entdeckt sie, dass ihr vorgeblich impotenter Liebhaber, nur so tut als ob er nicht könnte und eine Liebesbeziehung zu einer anderen Frau unterhält. Ihre Beziehung, die sie bis dato glücklich machte, weil sie sich alles schön redete, entpuppt sich als eines dieser Machomachtspielchen. Natürlich nimmt diese Entdeckung mit und die Protagonistin beginnt, nachzudenken. Ein endloser Stom an Gedanken ergießt sich über den Leser. (Mehr oder weniger interessant, meist weniger). 

Verwirrend sind die Kapitelüberschriften: Orte und Zeiten, meist Wien, aber auch ein paar andere Städte, sind mit Fussnoten versehen, die tagesaktuelle Notizen des politischen Geschehens des Jahres 2018 beinhalten, aber (zumindest vordergründig) überhaupt nichts mit dem Romangeschehen zu tun haben. 

Die Schreibweise der Autorin ist herausfordernd, stakkatohafte Sätze, oft sogar ohne Verb. Seitenweise. Sie schaffen Atmosphäre. Aber noch mehr Unlust und Unmut! Wenn man gelesen werden will, darf man nicht alle Arbeit dem Leser überlassen und ihm wenigstens ein Stück weit in punkto Lesefreude entgegenkommen. Nur wer l’art pour l’art betreibt, darf sich in dieser Weise zumuten. Das sind dann die rostigen „Kunstwerke“, die in der Stadt herumstehen, bei deren Anblick sich das Publikum fragt, „ist das Kunst oder kann das weg?“ und vermutet, dass diese halben verrosteten Baggerschaufeln sicher von einem Bauunternehmer vergessen worden sind! Wenn man eine Umfrage machen würde, würden diese Objekte schnell wieder aus dem Stadtbild verschwinden! Doch der Bürger entscheidet ja nicht mehr darüber, was „Kunst“ ist. Früher war das einmal anders. Doch er kann immer noch darüber entscheiden, ob er schlechte Kunst sieht. Oder liest. Oder gute. Und Kunstwerke mancher Autoren links liegen lassen. Wie ich es in Zukunft bei Frau Streeruwitzens Romanen tun werde. Falls sie sich nicht eines anderen besinnnt und lesbarer wird.

Letztlich geht es im vorliegenden Roman doch nur um eine recht banale Lebenssituation, eine solche, in die Frauen sich halt gerne begeben. Sie geben alles auf, um eines Mannes willen, ohne vorher die Kosten zu überschlagen. Und sie lassen sich nur allzugerne täuschen. Genau wie die Österreicher,  die solange nach rechts abdriften, bis sie rechts  s i n d  ? Ist das der Bezug zu den Überschriften mit Fussnoten? Meinetwegen. Wir lassen uns doch alle gerne Sand in die Augen streuen. Ich sage nur AfD. Mit Dantes Höllenszenario zu liebäugeln (wie es der Romantitel suggeriert) erscheint mir jedoch ziemlich abgehoben, denn aus der Hölle kommt man nicht weg, aus einer verfahrenen Liebesgeschichte allemal. Tasche packen und gehen. Basta. Was man bei der politischen SItuation auch gerne tun würde. Ach, wäre das Buch doch lesbarer geschrieben!

Fazit: Ist der vorliegende Roman künstlerisch wertvoll? Kann sein. Ich kann es nicht beurteilen. Immerhin landete er auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2019. Wieviele Jurymitglieder ihn wohl in Gänze gelesen haben?

Die vordergründige Story ist es jedenfalls nicht. Künstlerisch wertvoll, meine ich. Oder aufregend. Oder irgendetwas außer langweilig. Sie ist an Banalität kaum zu übertreffen und genau genommen ist der Stil von Marlene Streeruwitz in diesem Roman einfach untragbar. Eigentlich ganz egal, was sie sagen will. Klappe zu. 

Kategorie: Experimentelle Literatur
Verlag: S. Fischer, 2019

Kommentare

Marshall Trueblood kommentierte am 07. November 2019 um 23:41

Noch während der Leseprobe habe ich mich gegen ein Lesen des ganzen Romans entschieden. Ich fand den Stil ganz schrecklich...wenn das hohe Literatur sein soll, dann ist sie nichts für mich!

Gittenen Bücherfresserchen kommentierte am 11. Dezember 2019 um 15:12

Ging mir genauso