Rezension

Zwischen heiter-wolkig bis herrlich-melancholisch und mit vielen Lachern versehen

Britt-Marie war hier
von Fredrik Backman

Britt-Marie ist eine auf den ersten Blick pedantisch wirkende, leicht nervig-liebenswürdige, ältere Dame, die über einen ausgeprägten Putzfimmel verfügt und sich aktuell in einer Art Ehe- und dadurch Lebenskrise befindet. Sie sucht eine neue Herausforderung und vor allem: Ablenkung. Aus diesem Grund landet Britt-Marie auf dem Arbeitsamt und letzten Endes in Borg, wo es quasi nichts mehr gibt, außer einem Laden-für-alles inkl. Jemand, der Frau-für-alles, einer Pizzeria, einer Art Gasthaus inkl. merkwürdiger Betreiberin names Bank, mindestens ebenso schrulligen Dorfbewohnern wie Britt-Marie es selbst ist und einem Jugendzentrum mit Fußballplatz, für das Britt nun zuständig sein soll.

Im Laufe der Geschichte lernen wir Britt-Marie und die Bewohner von Borg näher kennen. Vor allem auch die Kinder, die in das Jugendzentrum kommen. Wir erfahren ihre Geschichten und Gründe für ihre Handlungsweisen, auch für Britt's Putzfimmel und so schließt man sie doch sehr ins Herz. Es entwickeln sich Freundschaften zwischen ihr, Jemand, Bank und den Kindern, die sie im Jugendzentrum auf ihre eigene Art „betreut“. Britt wird langsam selbstbewusster und kommt aus sich heraus. Sie traut sich neue Dinge wie Bus fahren und mal einen über den Durst trinken (auch wenn dann der böse Kater – ach nein, „die Grippe“ folgt). Es ist schön, ihre Entwicklung mitzuverfolgen. Und dann gibt es da auch noch Sven, den netten Polizisten, der irgendwie immer an Britts Seite ist und sie offensichtlich gern hat. Doch plötzlich taucht Kent, Britts (noch) Ehemann auf und es ereignen sich schlimme Dinge in Borg. Wird Britt wieder zu Kent zurückgehen und wie verkraften die Bewohner von Borg die Schicksalsschläge?

Die Stimmung im Buch wechselt immer zwischen lustig-heiter und melancholisch-traurig, indem der Autor traurige Erinnerungen und Ereignisse leicht poetisch und dann wieder lustig verpackt. So möchte man zwischendurch fast ein Tränchen vergießen, bekommt dann aber gar nicht die Gelegenheit dazu. Leider kommt dadurch meiner Meinung nach die Handlung etwas zu kurz. Es wird meistens lediglich angerissen, was passiert ist bzw. passiert sein könnte. Das finde ich etwas schade und ist auch der Grund, warum ich dem Buch keine volle Punktzahl geben kann. Alles in allem ist „Britt-Marie war hier“ ein sehr unterhaltsamer, mit ernstem Unterton versehener Roman, der sich schnell und leicht lesen lässt und auch danach noch im Gedächtnis bleibt. Ich habe es selten erlebt, dass mich ein Buch auf der einen Seite so mitreißt und lachen lässt und gleichzeitig tieftraurig (aber nicht im negativen Sinne) macht.