Rezension

Zwischen Hype und Hate

Das Baumhaus -

Das Baumhaus
von Vera Buck

Bewertet mit 3 Sternen

Nachdem Henrik das Ferienhaus seines Großvaters, mit dem ihm viele schöne Erinnerungen verbinden, geerbt hat, beschließen er und seine Frau Nora mit ihrem fünfjährigen Sohn Fynn dort Urlaub zu machen. Doch baut sich von Anfang an eine unheimliche Atmosphäre auf und Henrik kommen bedrohliche Erinnerungen an seine Kindheit, als er ein Baumhaus im Wald entdeckt. Alles eskaliert, als Fynn verschwindet und Nora eine Affäre und einen Stalker gesteht ...

"Das Baumhaus" ist der aktuelle Thriller der deutschen Autorin Vera Buck, die bisher Bücher in unterschiedlichen Genres veröffentlicht hat.

Erzählt wird die Geschichte aus den unterschiedlichen Perspektiven von Nora, Henrik, Marla (einem vor langer Zeit entführten Mädchen) und Rosa, einer jungen Frau, die sich der forensischen Biologie verschrieben hat und von der Polizei um Mithilfe gebeten wird. Grundsätzlich mag ich diese Erzählart, da es beim Lesen so ein umfassendes Bild von der Situation aus verschiedenen Perspektiven gibt und auch die Figuren noch einmal genauer beleuchtet werden. Während Henrik, Nora und Rosa aus der Gegenwart berichten, erzählt Marla von Geschehnissen vor langer Zeit.

Der Schreibstil von Vera Buck ist flüssig; dennoch bin ich nur schwer in die Erzählung hineingekommen, da das erste Drittel aus den unzusammenhängenden Perspektiven bestand, die ich nicht bis wenig verbinden konnte und die auch inhaltlich eher ohne weitere Spannung waren. Lediglich die Passagen von Rosa, einer etwas kauzigen Einzelgängerin mit einer ungewöhnlichen Passion, zog mich in ihren Bann.

Zum Glück kam mit der Entführung von Fynn und einer weiteren Leiche dann doch Spannung auf. Immer neue Entdeckungen und Wendungen und das Rätsel um Henriks Lügen schafften nun einen dramatischen Thriller - bis gegen Ende die Auflösung und Motive sich nicht schlüssig ergaben, sondern explizit erklärt werden mussten. Das Element des Stalkers von Nora erschien für mich zu gewollt und blieb etwas haltlos im Raum stehen. Einige Fehler in der Logik und dem Zeitstrahl und vor allem noch offene Fragen nach Abschluss lassen mich einigermaßen ratlos zurück - und so schwanke ich immer noch zwischen Top oder Flop.

Die Figuren sind unterschiedlich gut dargestellt. Insbesondere Henrik ist mehrdimensional, was seiner Rolle entspricht; seine Frau Nora dagegen empfinde ich als eindimensional - Karrierefrau und unsympathisch, ebenso geht es mir mit Rosas Familie und der Ermittlerin Sara (die eigentlich auch gar nicht ermittelt...).  An der meiner Meinung nach interessantesten Figur Rosa, über die ich am liebsten gelesen habe und deren Arbeit im Bereich der forensischen Biologie ich wahnsinnig interessant fand, störte mich allerdings, dass mit ihr die Ansicht kolportiert wird, man müsse schon psychische Probleme haben, um sich mit den Themen rund um den Tod zu befassen. 

Nicht zuletzt finde ich die ständigen Anspielungen auf Bullerbü, Ronja Räubertochter und andere schwedische Stereotype ("hier schließt man seine Türen nicht ab") von an den Haaren herbeigezogen bis überflüssig.

Selten hat mich ein Buch so zwiegespalten zurückgelassen und ich habe die ganze Bandbreite zwischen Hype und Hate durchlaufen.
Eine an sich tolle Idee wurde meiner Meinung nach nicht befriedigend umgesetzt - und so bleibe ich bei der Bewertung auch in der MItte mit drei Sternen.