Rezension

Zwischen Konvention und Selbstbestimmung

Durch alle Zeiten - Helga Hammer

Durch alle Zeiten
von Helga Hammer

Bewertet mit 4 Sternen

Elisabeth kommt aus bescheidenen Verhältnissen. Geboren während des Zweiten Weltkrieges wächst sie im steirischen Ennstal auf. Ihre Ausbildung muss sie sich erkämpfen. Sie verliebt sich als 17-jährige in Niklas, einen jungen Mann aus angesehener Familie, doch diese Liebe scheint keine Zukunft zu haben. Sie verdingt sich in England als Kindermädchen, kehrt schwanger nach Österreich zurück, auf der Suche nach einem Job und einem Vater für ihr ungeborenes Kind. schließt eine Vernunftehe mit Martin, der sie vergöttert.  Immer wieder gerät Elisabeth an den falschen Mann, verwechselt Begehren mit Liebe. Auch ihre zweite Ehe, mittlerweile hat sie drei Kinder von drei Vätern, ist unglücklich. Wenn da nicht noch immer Niklas immer wieder in ihrem Leben auftaucht.

„Durch alle Zeiten“ beschreibt das Schicksal einer für die Zeit, und für die Gegend, ungewöhnlichen und starken Frau. Es ist ein untypischer Heimatroman, ohne Kitsch und Dirndlromantik. Anfänglich bekommt man bei den Schilderungen des häuslichen Ausgeliefertsein und der Abhängigkeit zwar fast Mitleid mit Elisabeth. Allen Widrigkeiten zum Trotz landet sie jedoch immer wieder auf den Füßen, teils mit Glück, teils mit Kalkül. Ihr Weg ist nicht immer geradlinig, eigentlich schert sie sich nicht um Konventionen, lebt ihre Sexualität aus. So sucht sie auch rücksichtslos immer wieder ihren eigenen Vorteil, will  ihrem ersten Mann ohne Zögern zwei Kuckuckskinder ins Nest legen oder lässt ihre Kinder allein zurück, wenn sie ein Stelldichein mit ihrem Geliebten hat. Hin und hergerissen zwischen Konvention, bigotter Moral und der Emanzipation und Selbstbestimmung lässt uns die Autorin teilhaben an Elisabeths Leben. Kaum vorstellbar, dass diese Zeiten noch gar nicht so lange vorbei sind.