Rezension

Zwischen Liebe und Verrat - ein dramatischer, sinnlicher historischer Roman

Die Brotbäckerin -

Die Brotbäckerin
von Nadja Raiser

Bewertet mit 3.5 Sternen

Den beiden Schwestern, Anna und Lisie wird nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters übel mitgespielt. Der hiesige Hofpfister Georg Huber ist neidisch auf ihre erfolgreiche Backstube und nutzt das Leid der beiden charmelos aus, verpackt in eine gemeine Intrige. Dazu benutzt er seinen engen Freund Jakob Hofbauer, der zerrissen ist zwischen seiner Verpflichtung gegenüber der Familie und der Sympathie gegenüber den Schwestern, die nichts von dem fiesen Spiel ahnen.

Liesis Leidenschaft zum Backen spürt man in jeder Sekunde, die sie in der Backstube verbringt. Das spürt auch Jakob, der ihre Gunst gewinnen und das Familienrezept stehlen soll. Da sie auch das Armenhaus versorgt, ist Aufgeben für sie keine Option, obwohl immer mehr Vorfälle beide Frauen in die Knie zwingen. Ihre einzige Chance ist ein Preisausschreiben für die Hochzeit des Prinzen, um als Brotbäckerin den königlichen Hofstaat zu überzeugen.

Ich war wirklich gespannt, wie diese Geschichte umgesetzt wird. Man versteht den Wunsch der beiden Schwestern, das Familienunternehmen zu retten, denn das Verhältnis zu ihrem Vater war sehr innig.
Man erhält Einblick in die Backkunst, ein kräftezehrendes Handwerk, das meine Achtung davor noch gesteigert hat. Gleichzeitig ist es auch ein sehr sinnlicher Roman, denn je mehr Zeit gerade Liesie und Jakob verbringen, desto mehr Gefühle wachsen. Die intimen Szenen hätten für mich jetzt nicht sein müssen, um dem Roman trotzdem Ausdruck zu geben. Es entsteht ein Wettkampf mit der Zeit, Georgs Anforderungen steigern und ich hätte nie mit solch einem Verlauf gerechnet.
Die Charaktere sind sehr vielschichtig, mal versteht man ihre Handlung, dann wieder nicht, was auch beim Leser ein Wechselbad der Gefühle anrichtet.

Gleichzeitig gibt es noch eine zusätzliche Überraschung, die zwar irgendwie von Anfang an durchschaubar war, sich dennoch schön entwickelt hat. Auch die traditionellen Besuche im Armenhaus lassen Gänsehautmomente aufkommen.

Alles in allem ein angenehmer, spannender Roman, der sowohl Einblick in das Handwerk als auch das Zunftwesen und die damaligen Traditionen gibt. Die Einbindung von Prinzessin Therese und Prinz Ludwig als historische Persönlichkeiten und dem Fest, das heute als Oktoberfest bekannt ist, fand ich toll, obwohl es ein paar künstlerische Freiheiten gab. Die Krönung des Romans bieten dann noch drei besondere Rezepte.