Rezension

Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Selbstreflexion

Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht -

Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht
von Andrea Petković

Bewertet mit 4 Sternen

Covergestaltung und Titel ergeben in der Nachbetrachtung des Buches ein sehr stimmiges Bild. Andrea Petkovic schreibt auf eine mutige, ehrliche Weise selbstreflektiert und erzählerisch talentiert über ihr Leben. Oder besser formuliert: Über ihre zwei Leben. Der Tennissport - sowie vermutlich jede andere professionell ausgeübte Sportart - scheint ein Parallelleben zu sein, das schon in frühen Jahren Lektionen erteilt, die uns als "Normalmenschen" eine wesentlich längere Lehrzeit abverlangen. Der nie enden wollende Kampf mit dem eigenen Ego wird von Frau Petkovic auf eine oftmals humorvolle, aber auch sehr authentisch wirkende Weise dargelegt. Darüber hinaus sind für mich insbesondere die Einblicke in ihre private Lebenswelt und in die Tradionen ihrer serbisch verwurzelten Familie interessant. Die soziale, gesellschaftliche und in diesem Fall auch binationale Prägung ist ein wichtiges Element, um das Wesen eines Menschen annähernd zu verstehen. So manches Mal fehlte mir zu Beginn eines neuen Kapitels die klassische Überleitung oder auch der Hinweis auf eine chronologische Vorgehensweise, doch spätestens zum Abschluss der jeweiligen Passage, fügte sich der Beginn in ein komplexes, gut durchdacht gestaltetes Gesamtbild.

Es kann sein, dass dieses Buch vorrangig an Menschen adressiert ist, die sich mit dem Tennissport auskennen und die Karriere der Autorin verfolgt haben. Dennoch fühlte ich mich als Laie von der selbstreflektierten Erzählstimme angesprochen und wurde mit kurzweiligen, aber auch tiefsinnigen Erzählungen bestens unterhalten.