Rezension

Zwischen Selmas Träumen findet beträchtlich viel Leben statt

Was man von hier aus sehen kann - Mariana Leky

Was man von hier aus sehen kann
von Mariana Leky

Bewertet mit 5 Sternen

Eine wunderbare warmherzige Geschichte über die Bewohner eines Dorfes im Westerwald.

Wenn Selma von einem Okapi träumt, wird am nächsten Tag jemand aus dem Dorf sterben. Und wie das so ist in diesem Dorf, will man es nicht glauben und tut es doch. Man bleibt zu Hause und hofft, dass es einen nicht trifft. Und falls es einen doch treffen sollte, werden noch schnell Wahrheiten herausgerückt, Geheimnisse gestanden oder Ängste offenbart bevor es vielleicht zu spät ist.

Von diesen Wahrheiten, gesagten und ungesagten erfahren wir etliche. Wir lesen von hunderten von Liebesbriefen, abgeschickten und nicht abgeschickten, von Stimmen, die einen anrempeln, von Liebe, von angesägten Hochsitzen und versuchten Morden.

Zwischen Selmas Träumen findet beträchtlich viel Leben statt. Geburtstage werden gefeiert, man lässt die Welt hinein, man geht in die Welt hinaus, vieles fällt von den Wänden, Fragen verkeilen sich, das Leben dreht sich um, die Zeit bleibt stehen und rast im nächsten Augenblick, ein buddhistischer Mönch taucht aus dem Nichts auf und isst einen Mars-Riegel, Hausschuhe verformen sich, Zeiten verschieben sich. Und was immer gewesen ist, und vielleicht nicht mehr ist, ist doch immer da.

Es ist mitnichten ein plattes oder klischeehaftes, sondern ein überaus liebenswürdiges und natürliches Bild, das von den Bewohnern dieses Dorfes gezeigt wird. Mit sachtem Humor und einem ausgezeichneten und eindrucksvollem Schreibstil wird das Zusammenleben beschrieben und über die Eigenheiten der einzelnen, die man ihnen lässt, weil sie zu einem gehören und über die Verbundenheit, die trägt.

Ich habe mich verliebt in diese Dorfgemeinschaft, die wie ein Okapi ist, an dem eigentlich nichts zusammengehört und doch alles zusammenpasst.