Rezension

Zwischen Vergangenheit und Unwetter

Ein dunkler Sommer - Thomas Nommensen

Ein dunkler Sommer
von Thomas Nommensen

Bewertet mit 5 Sternen

Mit einem düsteren Prolog, einem Opfer in Todesangst, beginnt dieser Roman. Die kurzen Szenen erzählen von großer Angst, von großem Leid und es geht um ein Kind.

Zehn Jahres später wird Jens Brückner, ein wegen Kindesentführung mit Todesfolge verurteilter Straftäter aus der Haft entlassen. Während des Prozesses, während der Ermittlungen, stets hat er seine Unschuld beteuert, aber die damalige Indizienkette in Verbindung mit den Zeugenaussagen waren für das Gericht überzeugend genug. Nun hat er seine Strafe abgesessen und ist wieder frei. Aber er ist auch ein gebrochener Mensch.
Kurz nach Brückners Freilassung wird Oskar Sartorius in seiner Werkstatt tot aufgefunden. Ein Werkzeug wurde ihm in den Kopf gerammt, als er gefunden wird, ist er schon einige Tage tot. Sartorius war seinerzeit im Prozess gegen Jens Brückner einer der Hauptbelastungszeugen gegen den Angeklagten. Es verwundert nicht, dass auch die Vermutung der Rache durch Jens Brückner im Raume steht.
Aber wäre Brückner, der alles verloren hat, Familie, Freunde, Beruf und wirtschaftliche Sicherheit, dieser Tat wirklich fähig?
Arne Larsen und sein Kollege Kuhlmann, der auch vor zehn Jahre bereits bei den Ermittlungen beteiligt war, folgen den unterschiedlichsten Spuren, die sich aber allesamt als wenig erfolgversprechend darstellen.
Ebenfalls greift der damals leitende Beamte Gregor Harms die Ereignisse von vor 10 Jahren ebenso wie die aktuellen auf. Zurückhaltend und im Hintergrund will auch er herausbekommen, was geschehen ist. Heute und vor 10 Jahren, denn im Laufe der Zeit sind seine Zweifel an der Täterschaft Brückners gewachsen. Er quält sich daher mit Selbstvorwürfen und möchte zumindest zu einem Teil die Fehler der Vergangenheit wiedergutmachen.
Immer häufiger verspürt Gregor Harms merkwürdige Gedächtnislücken bei sich, befürchtet eine beginnende Demenz und wird seiner Umwelt gegenüber misstrauisch und zurückhaltend.
Neben den bereits genannten Personen gibt es eine Fülle weiteren „Personals“; bei jedem fragt man sich als Leser sofort, inwieweit die Person in die Ereignisse involviert ist, wobei damals oder heute immer weniger relevant wird, weil die Grenzen zwischen den beiden Fällen immer weiter zurückgehen. Fast alles heute hat auch mit der Vergangenheit und der Rolle der Personen in dieser Vergangenheit zu tun.
Um die Fülle der Personen für sich zu sortieren, ist es hilfreich, dass den Kapiteln jeweils die Namen vorangestellt sind, die in diesem Teil der Geschichte eine wesentliche Rolle spielen.

Thomas Nommensen hat mit diesem Buch ein Krimi-Debüt vorgelegt, das sich sehen lassen kann. Stimmung und Spannung überzeugen gleichermaßen und ich werde diesen Roman sicher gern und häufiger weiter empfehlen. Besonders berührt hat mich die Person von Gregor Harms. Unter seinen Ausfällen leidet er sehr, aber die Angst vor einer Diagnose ist noch immer zu groß, deshalb schafft er es nicht, sich einem Arzt anzuvertrauen. 
Die Lösung dieses Rätsel kam trotz einer ganz kleinen Ahnung dann ebenso überraschend wie auch die Lösung des Falles überhaupt überraschend und auch erschreckend war.