Rezension

Zwischendurch mit Längen

Die Wälder - Melanie Raabe

Die Wälder
von Melanie Raabe

Bewertet mit 3 Sternen

Einundzwanzig Jahre ist es her, dass Nina mit ihrer Familie aus dem kleinen Dorf am Rande eines Waldes in die Großstadt zog. Bis heute hielt sie den Kontakt zu ihrem Freund Tim aus Kindheitstagen aufrecht. Doch dann kommt die furchtbare Nachricht: Tim ist tot. Noch bevor sie diese Nachricht richtig verarbeitet hat, findet sie einen Brief von Tim, den er kurz vor seinem Tod an sie geschickt hat. In dieser Nachricht bittet er Nina, seine Schwester zu finden. Diese verschwand damals in den finsteren Wäldern und schon damals hatten Nina, Tim und ihre Freunde einen Verdacht. Auch wenn Nina noch mit sich hadert, in ihre alte Heimat zurückzukehren, muss sie bald feststellen, dass sie nicht die einzige ist, die eine Nachricht von Tim erhalten hat.

Meine Meinung

Nachdem ich bereits die anderen Thriller der Autorin Melanie Raabe regelrecht verschlungen habe, war ich unheimlich gespannt auf ihr neuestes Werk. Schon das düstere Cover und der Titel, der auf eine etwas unheimliche Atmosphäre deutet, machten mich neugierig.
Der Einstieg fiel, wie gewohnt, sehr leicht. Melanie Raabe hat einen recht flüssigen und einfachen Schreibstil, der es dem Leser leicht macht, in die Story zu finden. Auch diese leicht unheimliche Atmosphäre, die bedrohlich wirkt, zieht den Leser schnell in seinen Bann. Doch leider hält sich hier die Spannung nicht, immer wieder gab es Passagen, die mir einfach zu langatmig wurden oder die zwar angedeutet wurden, zum Ende aber doch offen blieben.
Auf zwei Zeitebenen mit wechselnden Perspektiven führt Raabe den Leser durch ihre Story. Eine der Ebenen führt in die Vergangenheit, genauer in das Dorf, in dem Nina und ihre Freunde aufwuchsen. Hier war ich kurz verwirrt, da die Parallelen zur Gegenwart nicht gleich schlüssig waren, allerdings kam ich schnell dahinter, wer hier in der Vergangenheit gerade dargestellt wurde. In der Gegenwart steht zunächst noch Nina im Mittelpunkt und diese hadert sehr mit sich. Ihre Reise in die alte Heimat führt sie durch die Wälder und genau hier fand ich, dass es einfach zu viel wurde. Dieses hadern, dieses mache ich es oder nicht, wurde mir zu langatmig und auch in den Rückblicken kamen zu viele Details auf, die im weiteren Verlauf der Handlung eher nebensächlich blieben. Die zunächst noch düstere Atmosphäre des dunklen Waldes kam dadurch nicht mehr so zum Tragen, wie erhofft.
Nina steht in der Gegenwart im Mittelpunkt, wobei es hier auch kürzere Einblendungen einer weiteren Perspektive gibt. In der Vergangenheit ist es ein Junge namens Peter, dessen Perspektive der Leser verfolgt. Das alles wird durch einen dritte Person Erzähler wiedergegeben, der manchmal mit etwas Abstand zu den Charakteren, manchmal mit Einblicken in die Gefühlswelt der Charaktere erzählt. Das sorgte durchaus immer mal wieder zu kleineren Überraschungen, die die nötigen Wendungen mit einbrachten.
Protagonistin Nina ist eigentlich eine sehr starke und selbstständige Persönlichkeit. Doch man spürt deutlich, dass die Vergangenheit ihr bis heute zusetzt. Ich fand sie soweit sehr glaubwürdig dargestellt und konnte sowohl Ängste als auch Zweifel nachvollziehen.
Peter, der Protagonist in den Rückblenden, wurde ebenfalls authentisch gezeichnet.
Weitere Nebencharaktere bleiben hier eher blass, sorgen aber für die nötige Abwechslung.

Mein Fazit

Der Thriller ist sehr flüssig geschrieben und Protagonistin Nina fand ich sehr glaubhaft und konnte mich durchaus in ihre Gefühlswelt hineindenken. Auch die Rückblenden, die ein wenig an Stand by me von Stephen King erinnern, haben mir recht gut gefallen. Leider konnte sich die zunächst noch düstere Atmosphäre nur bedingt halten, was ich hier sehr schade finde, denn gerade diese Wälder hätten noch ganz viel Potential gehabt. Trotz Kritik fühlte ich mich trotzdem ganz gut unterhalten.