Rezension

Zwölf Jahre

Eis bricht - Raimon Weber

Eis bricht
von Raimon Weber

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nur zwölf Jahre hat er bekommen, der Mörder seines Sohnes. Henning Saalbach hat den Tod des Jungen nicht verwunden. Seine Ehe ist zerbrochen und beruflich bekommt er auch nichts mehr geregelt. Und nun hat der Täter seine Strafe fast abgesessen. Zwölf Jahre hat Saalbach auf diesen Tag gewartet. Und nun ist es so weit. Saalbach will den Mörder ermorden, das ist der Plan. Aber nicht alles läuft so wie Henning Saalbach sich das gedacht hat. So schließt er zum Beispiel die Bekanntschaft mit einem etwa neunjährigen Mädchen, das von seinen Eltern nicht unbedingt gut behandelt wird, so scheint es jedenfalls.

 

Ist Henning Saalbach auf dem Weg ein Mörder zu werden? Begibt er sich damit nicht auf die selbe Ebene wie der Täter? Nach dem gewaltsamen Tod seines Kindes ist nichts mehr wie es war, es wird auch nicht wieder. Vielleicht gibt es mal einen guten Tag, aber sein totes Kind ist immer in seinen Gedanken. Ihn und seine Frau hat die schwere Zeit nicht zusammen geschweißt, im Gegenteil, es hat sie auseinander getrieben. Das mag ihm wohl das Recht geben, den Täter nicht zu mögen und auch diesem den Tod zu wünschen. Aber ist das ein Plan, der an den Rand der Ausführung gelangen darf?

 

Gerade in der heutigen Zeit, wo man den Eindruck gewinnt, dass immer mehr Leute das Recht in die eigenen Hände nehmen, ist dies ein sehr brisantes Thema. Welchen Weg soll man nehmen. Überlässt man es nicht besser der Justiz, über einen Täter zu urteilen. Und sollte man, wenn man in seiner verständlichen Fixierung auf den Mörder tatsächlich auf Hinweise stößt, nicht besser die Polizei einschalten? Es ist eine Gratwanderung, die der Autor seinen Protagonisten durchleben lässt. Mit geschickt gewählten Worten wird die Spannung immer weiter aufgebaut, um mit einem fulminanten Finale doch etwas abrupt zu enden. Man kann vielleicht nicht jeden Gedanken oder jede Handlung des Protagonisten nachvollziehen können oder gutheißen, spannende Unterhaltung bekommt man auf jeden Fall geboten.