Rezension

“Zwölf Wasser” von E. L. Greiff

Zwölf Wasser Buch 1: Zu den Anfängen - E. L. Greiff

Zwölf Wasser Buch 1: Zu den Anfängen
von E. L. Greiff

Bewertet mit 3 Sternen

Wasserstände sinken, Quellen versiegen. Noch ist die Bedrohung des Kontinents kaum spürbar, die Völker leben in Frieden. Aber die dunklen Vorzeichen einer Katastrophe, weit grausamer als eine weltweite Dürre, häufen sich. Denn die Quellen spenden mehr als nur Wasser … Die Undae, eine Gemeinschaft von Frauen, die dem Wasser verbunden sind und darin lesen können, brechen ihr jahrhundertelanges Schweigen und warnen die Menschen. Drei von ihnen machen sich auf den langen Weg zu den zwölf Quellen mit dem Ziel, die Katastrophe vom Kontinent abzuwenden. Sie gehen nicht allein. Ein Schwertkämpfer, der sich gegen seine Bestimmung wehrt, ein junger Hirte auf der Suche nach Rache und sein Falke begleiten sie. Aber wie soll man eine ganze Welt retten, wenn es unmöglich scheint, sich selbst zu retten?

Serienauftakt für “Herr der Ringe”-Fans – mir war es zu langatmig!

Zwölf Quellen. Sobald sie versiegen, stirbt die Menschlichkeit auf Erden. Drei Hohe Frauen. Sie verkünden die Botschaft und sind gleichzeitig die personifizierte Erinnerung aller Zeiten. Und zwei Helden. Sie suchen gemeinsam mit den Frauen die Quellen auf und versuchen so, den Kontinent zu retten.

“Zwölf Wasser” ist das Romandebüt von E.L. Greiff, einer in Kapstadt geborenen Autorin, die u.a. auch Essays und Reisereportagen schreibt. Darüberhinaus ist “Zwölf Wasser” der erste Teil einer Trilogie. Teil 2 soll 2013, Teil 3 im Jahr 2014 erscheinen.

Nun, wie hat es mir gefallen? Ich bin hin- und her gerissen. Zunächst die positiven Punkte.

Greiff kann definitiv schreiben. Der Schreibstil hat mir also sehr zugesagt, er passt auch hervorragend zum Genre High Fantasy und führt dazu, dass man sich als Leser völlig ins Geschehen fallen lassen kann. Außerdem gefällt mir auch die Idee hinter der Trilogie (12 Quellen, die aufgesucht werden müssen, jede Quelle steht für … naja, ich will nicht zu viel verraten!) und die Ausstattung des Buches mit umfangreichem Glossar und schöner Karte unterstreicht das Gefühl, hier ein besonderes Leseabenteuer in den Händen zu halten.

Bevor ich zu den negativen Punkten komme, möchte ich eins betonen: Ich habe das Buch durch vorablesen.de gewonnen, dh. ich habe vorher eine Leseprobe gelesen und hatte mich daher bereits auf ein Buch eingestellt, auf das ich mich 100% einlassen muss. Und das habe ich getan. “Zwölf Wasser” ist kein Buch für zwischendurch, sondern erforderte zu jeder Zeit meine ganze Aufmerksamkeit und die hat es definitiv bekommen.

Allerdings überwogen die negativen Punkte leider allzu sehr. Am meisten haben mich die unglaublichen Abschweifungen gestört: Teilweise über bis zu fünf, sechs Seiten lange Erzählungen von Mythen und Sagen aus der Welt (ohne einen einzigen Absatz …), die die Autorin sich erdacht hat, haben den Lesefluss extrem gebremst. Absicht? Eine Anlehnung an Tolkiens “Herr der Ringe”?

Die Figuren stehen ständig mit sich selbst in Zwiespalt und gehen auf Tuchfühlung mit ihrem Unterbewusstsein. Dass sie bisweilen gegen “Wolfsdämonen” kämpfen, die die schlimmsten Eigenschaften der Menschen verkörpern, macht es nicht besser …

Regelrecht genervt war ich von einigen Passagen, in denen Greiff plötzlich ihren Schreibstil ändert und nur noch kurze, abgehackte Sätze hervorbringt. Ein Beispiel:

“Aber da blitzte ein erhobenes Schwert. Schwarzer Stahl über schwarzem Fell. Ein wilder Blick. Einer widersetzte sich dem Grauen, einer gab nicht auf. Gerder. Ein Schrei – Felt selbst.”

Da habe ich mich stellenweise gefragt, ob hier ein zweiter Autor am Werk war. Wenn man sich ansonsten an dem bildhaften Schreibstil erfreut, sind diese “Aussetzer” höchst ärgerlich und passen auch irgendwie gar nicht zum Rest des Buches.

Was für mich persönlich auch einen guten oder einen herausragenden Roman trägt und von absolut zentraler Bedeutung ist, sind die Charaktere. Ich muss sie mögen oder hassen, muss mit ihnen aber auf jeden Fall mitfiebern. Das war mir hier nicht möglich. Die beiden Helden, Felt und Babu (was für ein Name für einen Held!), sind sich einfach über weite Strecken des Buches viel, viel zu ähnlich, charakterlich meine ich. Erst ganz zum Ende hin gehen sie verschiedene Wege, also in übertragenem Sinne. Der einzige Charakter, über den ich gerne mehr gelesen hätte, wäre Felts Frau Estrid gewesen, die aber nur am Rande und die meiste Zeit gar nicht vorkommt.

Ich persönlich empfand “Zwölf Wasser” in 90% der Zeit des Lesens als langatmig und musste mich wirklich disziplinieren, weiterzulesen. Dies lag, wie schon ausgeführt, zum einen an den ständigen Abschweifungen, zum anderen an den zu blassen, zu ähnlichen Helden. Im Grunde wurde viel zu wenig Handlung hier auf viel zu vielen Seiten “ausgewalzt”. Versteht mich nicht falsch: Ich bin sicher “Zwölf Wasser” wird seine Fangemeinde finden. Für mich war es leider nichts und ich bin mir zu 90% sicher, dass ich die Bände 2 und 3 nicht lesen werde.

Insgesamt empfehle ich “Zwölf Wasser” gerne allen High Fantasy-Freunden, die gerne “Herr der Ringe” gelesen (nicht geschaut!) haben und auf einen bildhaften, sprachgewaltigen, aber auch ausschweifenden Schreibstil stehen. Bisweilen ist “Zwölf Wasser” nahezu philosophisch, und hier schließt sich der Kreis. Denn dass E.L. Greiff auch Essays schreibt, wird in seinem Romandebüt (zu) deutlich.

3 von 5 Sternchen