Alle Rezensionen von dj79

Das Philosophenschiff -

Das Philosophenschiff
von Michael Köhlmeier

Es gibt nur eine Macht. Die Macht zu töten.

Die Hundertjährige Architektin Anouk Perlemann-Jacob bittet einen wenig renommierten Schriftsteller ihr Leben in einem Roman zu verarbeiten. Die Geschichte beginnt, als Anouk auf Lenins Befehl hin mit einem Philosophenschiff ins Exil deportiert wird. Wenige Personen der sogenannten Intelligenzija sind mit ihr auf dem völlig überdimensionierten Schiff.

Lil -

Lil
von Markus Gasser

Gleichzeitig genial und schwer auszuhalten

Ich habe wahrscheinlich noch nie ein literarisches Highlight gelesen, das dermaßen unerträgliche, mir körperlich weh tuende Szenen enthält. Obwohl hier sehr bildhaft Abscheulichkeiten der Menschheit herausgearbeitet, beispielsweise Vergewaltigung und Verstümmelung von Frauen beschrieben werden, bin ich begeistert von Grassers Roman. Wie kann das sein? 

Echtzeitalter -

Echtzeitalter
von Tonio Schachinger

[w]Orte erzählen Geschichte[n]

Der Titel des im Roman ausgerufenen Literaturwettbewerbs „[w]Orte erzählen Geschichte[n]“ beschreibt gleichzeitig perfekt den vorliegenden Roman mit seinen Orten.

Die Spiele -

Die Spiele
von Stephan Schmidt

Chinesische Interessen an Afrika

In Shanghai tagt ein Kongress zur Vergabe der nächsten Olympischen Sommerspiele. Die Entscheidung soll zwischen Europa und Afrika fallen. Überschattet wird Verhandlungsprozess vom Mord am mosambikanischen IOC-Funktionär Charles Murandi. Motive gibt es im Umfeld des umtriebigen Murandi genug.

Die Piratenstrategie -

Die Piratenstrategie
von Stefanie Voss

Impulse für mehr Mut und Kreativität im Leben

Pirate up your Life ist der Leitspruch von Stefanie Voss‘ Motivationsschrift. Es geht um das gezielte Verlassen der eigenen Komfortzone, um die Etappen zu den eigenen Lebenszielen zu meistern. Dafür braucht es Wagemut, in meiner Wahrnehmung das am häufigsten verwendete Wort in diesem Sachbuch. Es ist allerdings nicht notwendig sein ganzes Leben auf links zu drehen.

Lichtungen
von Iris Wolff

Eindringlicher Rückblick

Da ich durch die Lektüre von „Die Unschärfe der Welt“ Iris Wolff noch in guter Erinnerung hatte, wollte ich selbstverständlich auch ihren neuen Roman lesen. „Lichtungen“ begleitet die seit Kindertagen bestehende Freundschaft zwischen Lev und Kato.

Kalmann und der schlafende Berg -

Kalmann und der schlafende Berg
von Joachim B. Schmidt

Held und Antiheld zugleich

Zum zweiten Mal durfte ich dem selbsternannten Sheriff von Raufarhöfn, Kalmann, begegnen. Er ist ein unterschätzter Mann in der Blüte seines Lebens, der in einem Einkaufszentrum arbeitet. Seine Hauptaufgabe ist das gleichmäßige Verteilen der Einkaufswagen auf dem Parkplatz.

Unsereins -

Unsereins
von Inger-Maria Mahlke

Anstrengendes Lesevergnügen

Ich habe schon lange keinen vergleichbar anstrengenden Roman mehr gelesen. Durch die Lektüre von Archipel wusste ich, dass der Stil von Inger-Maria Mahlke durchaus anspruchsvoll sein kann. In diesem Sinne hat sie sich hier noch übertroffen. Damit möchte ich den Roman nicht in ein schlechtes Licht rücken, sondern lediglich auf die erforderliche Zeit und Konzetration aufmerksam machen.

Who Cares! -

Who Cares!
von Mirna Funk

Feminismus mal anders - so gut

Mirna Funk hält nichts von Quoten oder anderen Safe Spaces, sondern folgt in ihrer Denke eher dem  altbekannten Motto: „Jeder ist seines Glückes Schmied!" Denn tatsächlich ist es so, dass Frauen von der Gesetzgebung her die gleichen Rechte wie Männer haben. Frau muss diese Rechte nur ausleben. Klar ist das anstrengend und nicht immer nur schön, aber es lohnt sich, so ihr Tenor.

Lichtspiel -

Lichtspiel
von Daniel Kehlmann

Der rote Papst unter dem Naziregime

Im Zeitalter des Stummfilms gehörte Georg Wilhelm Pabst, G. W. Papst, zu den den großen Film-Regisseuren der Weimarer Republik. Ihm widmet der hoch geschätzte Daniel Kehlmann seinen aktuellen Roman „Lichtspiel“. Obwohl mir die vielschichtige Betrachtung des Filmemachers Papst grundsätzlich gut gefallen hat, so habe ich doch noch etwas mehr von Kehlmann erwartet.

Nightbitch -

Nightbitch
von Rachel Yoder

Karrierefrau - Mutter - Nightbitch

Ich bin schon länger davon überzeugt, dass Frauen zwar zu Müttern werden können, dass eine Mutter allerdings nie wieder nur Frau sein kann. In diesem Kosmos bewegt sich der unvergleichliche Roman von Rachel Yoder, der sich mit dem Schicksal einer Galeristin auseinandersetzt, die ihren aufregenden Beruf gegen den wenig wertgeschätzten Job der Vollzeitmutter eingetauscht hat.

Jenny ¦ Der große Frauen- und Emanzipationsroman von Fanny Lewald ¦ Reclams Klassikerinnen -

Jenny ¦ Der große Frauen- und Emanzipationsroman von Fanny Lewald ¦ Reclams Klassikerinnen
von Fanny Lewald

Aus Versehen war ganz viel Liebe dabei, verdammt schön

Erwartet hatte ich einen Roman über jüdische Identität in einer christlichen Welt sowie über feministische Bestrebungen in einer patriarchischen Welt. Da es sich um eine Klassikerin handelt, hatte ich einen gehörigen Respekt vor Fanny Lewald stilistischer Umsetzung.

Kajzer -

Kajzer
von Menachem Kaiser

Ungewöhnlicher Blickwinkel auf ein jüdisches Erbe

Menachem Kaiser ist gleichzeitig Autor und Ich-Erzähler des vorliegenden Sachbuches. Bei  Besuchen am Grab des schon lange vor der eigenen Geburt verstorbenen Großvaters, die Menachem Kaiser alljährlich mit seinem Vater begeht, stellt er irgendwann fest, dass er abgesehen von den spärlichen Aussagen des Vaters eigentlich nichts über seinen Großvater weiß.

Ich arbeite in einem Irrenhaus -

Ich arbeite in einem Irrenhaus
von Martin Wehrle

Raus aus dem Irrenhaus oder ein Buch mutiert zum Lästerfreund

Martin Wehrle ist Karrierecoach, Experte für Unternehmensführung sowie Unternehmenskultur und er weiß wohl, dass es den Insassen eines Irrenhauses namens „Meine Firma“ schwer fällt, sich mit ihrer Situation zu beschäftigen. In lockerem Sprachstil, mit einer Prise Humor versehen, hilft der Autor den Betroffenen über die eigene Hemmschwelle, motiviert sie zu manchem Selbsttest und Experiment.

Eigentum -

Eigentum
von Wolf Haas

Fehlendes Eigentum als Lebenslast

Mit „EIGENTUM von WOLF HAAS“ beschriftet halten wir ein mit Packpapier umwickeltes Päckchen in den Händen. Eine interessante Aufmachung für ein Cover. Nimmt man den Schutzumschlag ab, ist ein altbekanntes Handy mit unendlicher Akkureichweite abgebildet und man fragt sich, was das Ganze zu bedeuten hat.

Die Reise nach Petuschki - Wenedikt Jerofejew

Die Reise nach Petuschki
von Wenedikt Jerofejew

Eine alkoholgetränkte Reise

Wenedikt Jerofejew ist sowohl Autor als auch Hauptfigur der Reise von Moskau nach Petuschki. In Petuschki will Wenedikt seine Geliebte besuchen. Für sie hat er Pralinen dabei, für die Fahrt jede Menge Alkohol. Alles ist ordentlich verpackt in Wenedikts Köfferchen. Im Zug ergibt sich schon bei Abfahrt am Kursker Bahnhof eine illustre Runde aus Mitreisenden und Zugpersonal.

Gebranntes Kind sucht das Feuer -

Gebranntes Kind sucht das Feuer
von Cordelia Edvardson

Persönliche Details zum Holocaust

Cordelia, die Autorin und auch Hauptperson des Romans, ist eine faszinierende Persönlichkeit. Schon als sehr kleines Kind erfährt sie Ausgrenzung und Ablehnung, bleibt die ganze Zeit aufrecht. Gebrochen wirkt sie erst in der Lagerwelt, weil sie immer wieder erkennt, dass ihr Überleben nur Zufällen zu verdanken ist. 

Gewässer im Ziplock -

Gewässer im Ziplock
von Dana Vowinckel

Ein toller Start, hinten raus fehlt mir die literarische Ausdauer

Die Eltern der Hauptfigur Margarita leben getrennt. Masha, die Mutter, lebt in Chicago, der Vater, Avi mit Margarita in Berlin. Avi ist Chasan in einer jüdischen Gemeinde. Margarita besucht das jüdische Gymnasium. Die beiden führen ein bescheidenes Leben. Wie viele 15-jährige Mädchen denkt Margarita nur an Jungs, insbesondere an Nico.

Sekunden der Gnade -

Sekunden der Gnade
von Dennis Lehane

Beeindruckende Stimme zu Armut, Gewalt und Rassismus

Im Bosten von 1974 wohnt Mary Pat Fennessy mit ihrer Tochter Jules in Southie, einem überwiegend irisch geprägten Stadtteil. Als die Proteste gegen das Busing -  schwarze Kinder sollen mit Bussen in weiße Schulen gebracht werden und weiße Kinder in schwarze Schulen - losgehen, kommt Jules eines Abends nicht nach Hause. In größter Sorge beginnt Mary Pat die Suche nach der Tochter.

Die Stadt der Lebenden -

Die Stadt der Lebenden
von Nicola Lagioia

Rom - Stadt, die einen verschlingt - ein Moloch

In Rom wird im März 2016 ein jener Mann zu Tode gequält. Täter sind Marco Prato und Manuel Foffo, zwei junge Männer, denen man diese Abscheulichkeit eigentlich nicht zutraut. Der Roman rekonstruiert die persönliche Entwicklung der Beiden, nimmt insbesondere die Tage vor dem Mord unter die Lupe und wagt einen Erklärungsversuch, wie es dazu kommen konnte.

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