Buch

Herzklappen von Johnson & Johnson - Valerie Fritsch

Herzklappen von Johnson & Johnson

von Valerie Fritsch

Alma und Friedrich bekommen ein Kind, das keinen Schmerz empfinden kann. In ständiger Sorge um ihren Jungen, ist es vor allem Alma, die ihn unaufhörlich auf körperliche Unversehrtheit kontrolliert. Jeden Abend tastet sie das Kind ab, um keine Blessur zu übersehen. Und nichts fürchtet die junge Mutter mehr als die unsichtbare Verletzung eines Organs, die ohne ein Zeichen bleibt. Halt findet Alma bei ihrer Großmutter, die jetzt, hochbetagt und bettlägerig und nach lebenslangem Schweigen, zu erzählen beginnt: vom Aufwachsen im Krieg, von Flucht, Hunger und der Kriegsgefangenschaft des Großvaters. Mit dem Kind auf dem Schoß, das keinen Schmerz kennt, sitzt Alma am Bett der Schwerkranken, die sich nichts mehr wünscht, als ihren Schmerz zu überwinden. Und in den Geschichten der Großmutter findet sie eine Erklärung für jene scheinbar grundlosen Gefühle der Schuld, der Ohnmacht und der Verlorenheit, die sie ihr Leben lang begleiten. Wie wird ein Kind zum Menschen, zu einem mitfühlenden sozialen Wesen, wenn es die Verwundbarkeit nicht kennt? Wenn es nicht versteht, wie sehr etwas wehtun kann? In eindringlichen Bildern erzählt Valerie Fritsch von einem Trauma, das über die Generationen weiterwirkt, sie lotet die Verletzlichkeit des Menschen aus und fragt nach dem Wesen des Mitgefühls, das unser aller Leben bestimmt.

Rezensionen zu diesem Buch

Ein Feuerwerk der Sprache

Dieses Buch ist bezogen auf seine Sprache so erlesen wie ein Feuerwerk. Ständig knallt es, bunte Funken sprühen und man kann nur staunen ob der schriftstellerischen Fähigkeiten von Valerie Fritsch. Nur handelt es sich bei "Herzklappen von Johnson & Johnson" weniger um ein Feuerwerk bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele als viel mehr um ein Silvesterfeuerwerk. Was ist der Unterschied? Während das eine zeitlich sehr begrenzt und punktuell für Freude an der Schönheit sorgt, ist das...

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Gefühle...

"Das hatte er mit dem Großvater gemein, dem man irgendwann nach dem Krieg, aber lange bevor er ein alter Mann war, eine Kugelprothese eingesetzt hatte, metallene Herzklappen der Firma Johnson & Johnson, gegen die Insuffizienz des Organs, die Unzulänglichkeit des eigenen Herzens. Und es kam Alma stets eigenartig folgerichtig vor, dass es schwach geworden war an den entsetzlichen Dingen, an denen es teihatte, an der Täter- und der Opferschaft, und dass der Großvater etwas Mechanisches...

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Eine ausdrucksstarke Autorin

„Die Menschen in dieser Familie trugen das Schweigen wie einen Mantel, sie hüllten sich ein darin, aber er wärmte nicht im Winter, und man fror auch im Sommer daran.“

Alma wächst allein in einem großen Haus mit ihren Eltern auf. Die Eltern (ver)schweigen viel, sie kommt sich oft vor wie in einem Theaterstück. Vieles bleibt ungesagt und geheim. Als sie schließlich Friedrich kennenlernt, lernt sie zum ersten Mal Liebe kennen. Mehrere Jahre lernen die beiden sich kennen, ziehen...

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Die große Angst

!ein Lesehighlight 2020!

 

Klappentext:

„Alma und Friedrich bekommen ein Kind, das keinen Schmerz empfinden kann. In ständiger Sorge um ihren Jungen, ist es vor allem Alma, die ihn unaufhörlich auf körperliche Unversehrtheit kontrolliert. Jeden Abend tastet sie das Kind ab, um keine Blessur zu übersehen. Und nichts fürchtet die junge Mutter mehr als die unsichtbare Verletzung eines Organs, die ohne ein Zeichen bleibt. Halt findet Alma bei ihrer Großmutter, die jetzt,...

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Kongenitale Analgesie: neun Silben für die Abwesenheit von Schmerz

Kann ein Kind ohne Schmerzen, das die Aspekte der Verwundbarkeit auswendig lernt wie Vokabeln, sich zu einem mitfühlenden Wesen entwickeln – und das in einer Familie, die Jahrzehnte der Schuld und des Traumas stumm weiterreicht?⠀

Der Klappentext lässt vermuten, der kleine Emil sei der Protagonist – der Charakter, auf dem für einen Großteil des Buches das Hauptaugenmerk liegt, aber vor allem der Akteur, der die Geschichte aktiv vorantreibt. Tatsächlich wird er jedoch erst zur...

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Almas Familie

 

Die Schriftstellerin Valerie Fritsch hat einen beschwingten Schreibstil.

Für den Roman Herzklappen von Johnson & Johnson, fällt es mir schwer eine Rezension zu schreiben. Erstmal gefällt mir der Titel nicht so. Nach dem Klappentext hatte ich etwas anderes erwartet.

In diesem Roman gibt es für mich nur deprimierende Figuren. In der Familie Almas, der Protagonistin gibt es keine Fröhlichkeit. Gut, ab und zu ist die Großmutter zufrieden, aber nicht wirklich glücklich...

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Valerie Fritsch - Herzklappen von Johnson & Johnson

Alma wächst in einer Familie des Schweigens auf. Das Leben der Eltern scheint nur hinter verschlossenen Türen vorzukommen, das Zuhause insgesamt erweckte mehr den Anschein einer Kulisse, vor der Leben eher simuliert wurde als dass es tatsächlich stattfindet. Die verrückte Mutter, die mondsüchtig des nächtens aus dem kontrollierten Alltag ausbricht, fasziniert das Mädchen, bringt dies wenigstens ein wenig Bewegung in den ansonsten stillen und nüchternen Alltag. Dieser wird auch von den...

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Fordernd

„[…] steckten ihnen Beutelchen mit Kräutermischungen, mit magischen prometheischen Pflanzen in die Brusttasche der Hemden und wussten doch, dass gegen den Tod kein Kraut gewachsen war. Geh und mach uns stolz, schrien viele, komm wieder und mach uns glücklich, murmelten wenige.“
Seite 34

Ich starte gleich einmal mit dem Fakt, der beim lesen dieses Buches als allererstes in Auge springt: Was. Für. Eine. Sprache! Jeder Satz ist wie gemalt. Man kann das Buch fast wahllos...

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Weitere Infos

Art:
Hardcover
Genre:
Romane und Erzählungen
Sprache:
deutsch
Umfang:
174 Seiten
ISBN:
9783518429174
Erschienen:
Februar 2020
Verlag:
Suhrkamp Verlag AG
7.375
Eigene Bewertung: Keine
Durchschnitt: 3.7 (8 Bewertungen)

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