Rezension

Das Wir-Mädchen

Funny Story -

Funny Story
von Emily Henry

Als Peter von seinem Junggesellenabschied nach Hause kommt und Daphne sagt, dass er seine bisher platonische beste Freundin Petra liebt und sie innerhalb einer Woche aus seinem Haus ausziehen soll, bricht ihre Welt zusammen. Wegen ihm war sie in seine Heimatstadt in Michigan gezogen, wo sie weder Familie noch Freunde hat. Da sie nicht weiß wohin, landet sie in Petras ehemaliger Wohnung in einer WG mit deren Ex-Verlobtem Miles.

 

Daphne und Miles haben außer ihrem Liebeskummer nicht viel gemeinsam. Er ertrinkt in melancholischen Liebesliedern, sie stürzt sich in ihre Arbeit. Doch als ihnen Petras und Peters Hochzeitseinladung ins Haus flattert, hilft nur noch eine gemeinsame Zechtour, an deren Ende sie als Paar zur Feier zusagen. Damit das glaubwürdig klingt, verbringen sie ihre Sonntage zusammen und teilen Pärchenfotos auf Social Media, denn: „Dieses Arschloch hat dir bereits das Haus genommen. Lass nicht zu, dass er dir auch noch deine Selbstachtung nimmt.“ (S. 111).

 

Für Daphne und Miles waren die Beziehungen mit Peter und Petra die jeweils erste, die sich richtig und wie „für immer“ angefühlt hat, darum treffen die Trennungen sie um so mehr. Aber während Miles viele Freunde und Bekannte hat, steht Daphne plötzlich allein da. Ihre Mutter wohnt weit weg, der Kontakt zu ihren ehemaligen Freunden ist wegen der Entfernung eingeschlafen und mit ihren Arbeitskollegen hat sie sich nie angefreundet. Zudem ist sie ein „Wir-Mädchen“: „Ein Frau, die sich wohler fühlt als Teil eines Ganzen, die nirgends ohne Begleitung hingeht.“ (S. 232) Mit Miles ist sie jetzt plötzlich wieder ein „Wir“ und stellt fest, dass Peter ihr nicht mal seine Heimat nicht gezeigt hat, das holt Miles jetzt alles nach. Bald kribbelt es zwischen ihnen, aber Daphne will eigentlich nicht in Michigan bleiben …

 

„Funny Story“ ist sehr unterhaltsam, aber nicht so funny, wie es der Titel vermuten lässt. Denn aus Fremden werden zwar Freunde, bei denen es ordentlich prickelt, aber aus den Freunden aufgrund diversen Missverständnisse, Rückzieher und alter Wunden lange kein Paar. Für mich hätten es aber gar nicht so viele Altlasten sein müssen, um die Spannung zu halten.

Ich mochte Daphne und Miles sofort und mir hat gefallen, wie sie aufeinander zugegangen sind und sich gegenseitig in ihrem Kummer getröstet, abgelenkt und geholfen haben. Besonders gut hat mir Daphnes Entwicklung gefallen, die sich endlich auf sich besinnt und ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelt.

Auch das Setting – Daphne ist Kinderbibliothekarin und Miles arbeitet in einer Weinbar – mochte ich sehr, Wein und Bücher sind schließlich eine schöne Kombination.