Rezension

Eine authentische und Facettenreiche Geschichte im Nachkriegsdeutschland

I love you, Fräulein Lena -

I love you, Fräulein Lena
von Hanna Aden

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Dieses Buch handelt von Fragen, auf die es keine Antworten gibt und wohl auch nie geben wird“ Besser als mit den eigenen Worten der Autorin hätte ich es nicht sagen können. „I love you Fräulein Lena“ ist ein Buch, was so viel mehr enthält als der Titel zunächst den Anschein erwecken mag. Inspiriert durch die eigene Familiengeschichte und die Erzählungen Ihrer Großmutter hat Hanna Aden einen tiefschürfenden, emotionalen und sehr authentischen Roman geschaffen. Die Erzählungen der Großmutter sind Ausgangspunkt für eine Geschichte die genauso im Nachkriegsdeutschland hätte passiert sein können.

 

Schon nach kurzer Zeit packt einen die Geschichte um die junge Lena, die gemeinsam mit Ihrer Schwester aus Pommern flieht und im norddeutschen Niebüll nicht nur zunächst einen Unterschlupf sondern bald schon auch eine neue Heimat findet. Dabei muss sie sich nicht nur als Frau behaupten, sondern auch immer wieder Vorurteilen gegen Flüchtlinge stellen. Schnell erkannte ich auch Parallelen zu unserer heutigen Gesellschaft. Und im Unterbewusstsein schwang bei mir immer auch die Frage mit „Wäre so etwas heute noch möglich“?

 

Neben den Charakteren, die allesamt mit Ihren menschlichen Ecken und Kanten dargestellt werden gefiel mir nicht nur die Handlung sondern auch der klare, schnörkellose Schreibstil. Ich fand als Leser schnell Zugang zu dem Buch und konnte es schon bald nicht mehr zur Seite packen. Es werden viele verschiedene Aspekte der Nachkriegszeit angesprochen, aber nicht so , dass das Buch damit überladen wirkt, oder man das Gefühl hat, dass mit der erhobenen Zeigefinger auf die Deutschen gezeigt wird. Im Gegenteil, auf eine ganz subtile Art und Weise erfährt der Leser nicht nur wie es den Deutschen ergangen ist, sondern auch wie sich die Besatzer (im diesen Fall die Briten) gefühlt haben. Die verschiedenen Perspektiven aus denen der Roman besteht machen das Buch sehr Facettenreich. Das ist einer großer Pluspunkt, gerade wenn es thematisch wie in diesem Buch um die Nachkriegszeit in Deutschland geht. Man selber fragt sich insgeheim wo man selber wohl gestanden hätte. Das eigene Handeln und die Frage nach der Schuld wird hier nicht einfach so mit richtig oder falsch, mit „ja“ oder „Nein“ beantwortet. Vielmehr gibt der Roman auf eine sehr authentische Art und Weise wieder wie die Menschen sich gefühlt haben, wie sie gehandelt und wie sie gelebt haben ( mit der eigenen Schuld und der Schuld anderer, im großen wie im kleinen). Einfach ein gelungener Roman .

 

Am Ende bleibt die Frage nach der Schuld, im großen wie im kleinen, und ob das eigene Handeln richtig gewesen ist. Besonders gelungen fand ich das Nachwort und komme wieder auf den Satz vom Anfang zurück „„Dieses Buch handelt von Fragen, auf die es keine Antworten gibt und wohl auch nie geben wird“.