Buch

Ein Mädchen namens Wien -

Ein Mädchen namens Wien

von Sahar Mandûr

Im Mittelpunkt steht das Kind, das Mädchen und schließlich die Frau mit dem ungewöhnlichen Namen Wien.

„Verflucht der Mann, dem Töchter geboren werden.“ So lautet der erste Satz, den die Neugeborene im Krankenhaus zu hören bekommt. „Traute Nächte in Wien … Das muss ein Stück vom Himmel sein, …“, hört sie vom Vater, der ihr, vergnügt den namengebenden Schlager singend, die Windeln wechselt. 

Seit dem Tag ihrer von Bürgerkriegsbomben begleiteten Geburt im libanesischen Beirut sucht das Mädchen und später die Frau mit dem ungewöhnlichen Namen nach ihrem Platz im Leben und in der Gesellschaft. Eine Suche, die sich zwischen den im Libanon parallel existierenden Welten von Tradition und Moderne abspielt. Ein Leben, das sie atemlos und frei von Denkverboten oder Tabus – vor allem sexuellen – von einem Extrem ins nächste schleudert. Alles probiert sie aus und findet jeweils gute Argumente, es tun zu müssen. 

Sie studiert, wird eine berühmte Fernsehmoderatorin, lässt sich auf eine arrangierte Ehe mit einem Mann ein, der wegen seiner Zeugungsunfähigkeit Selbstmord begeht. Zunächst in den Fängen seiner Familie, die hinter der Fassade von Wohlanständigkeit kleinkariert und dümmlich ist, gerät Wien als Witwe in eine Gruppe frommer Frauen, wo sie sich zunächst angekommen fühlt. Doch schon bald stoßen sie die Koranverse zitierenden Schwestern zutiefst ab und sie verlässt das Land. An ihrer Seite stets ihr erfolgreicher Bruder und vertrauter Komplize, den ihre exzentrischen Ausbrüche amüsieren. 

All das wird in einer meist ironischen und zum Teil auch spöttischen Sprache vorgestellt, die durchaus dem Ton vieler jüngerer Autor:innen in der arabischen Welt entspricht. Es ist eine Erzählung mit zahlreichen Anspielungen, die tief unter die Oberfläche verweisen.

Rezensionen zu diesem Buch

Hintergründig, aber locker geschrieben

REZENSION – Ist es wirklich der Mühe wert, eine Rezension über ein kleines Büchlein im Taschenbuchformat mit nicht einmal 90 Textseiten zu schreiben? Doch, sie lohnt sich – zumindest im Falle des im Juli in der Edition Faust veröffentlichten Kurzromans „Ein Mädchen namens Wien“ der hierzulande völlig unbekannten libanesischen Schriftstellerin Sahar Mandûr. Seit Jahren setzt sich die 45-Jährige in ihrem Beruf als Journalistin in Beirut für die rechtliche, soziale und kulturelle Situation der...

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Weitere Infos

Art:
Buch
Sprache:
deutsch
Umfang:
96 Seiten
ISBN:
9783949774058
Erschienen:
2022
Verlag:
edition faust
10
Eigene Bewertung: Keine
Durchschnitt: 5 (1 Bewertung)

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