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Den Kern schluckt man nicht -

Den Kern schluckt man nicht

von Hakan Tezkan

„M ging voran. Die Eltern folgten ihm, barfuß. Immer wieder blieb er stehen und schaute nach, ob sie noch da waren.“ DEN KERN SCHLUCKT MAN NICHT ist ein Roman des Moments, des Augenblicks, eine Miniaturensammlung, die in präzisen Beobachtungen von einer defekten Familie erzählt. In einer Sprache, die Tezkan bis auf ihren Grundwortschatz destilliert, formen sich auch die Figuren zu einer Essenz, zur Idee einer Familie: ein sterbender Großvater, Vater, Mutter, Sohn. Ihm folgen wir in klaustrophobische Räume, Kabinen, Badezimmer, Treppenhäuser, und auch, wenn er sich davon schleicht, nachts, während nebenan Stimmen zu hören sind, in den Wald, die Hütte, zu Wolf. Durch all diese Szenen kriecht etwas Unheimliches, das sich nie ganz fassen lässt. Aber in den Sätzen liegen Messer, jederzeit bereit zuzustechen. Getrieben von der Oberflächenspannung des Textes möchte man die Worte wieder und wieder wenden – um sich der Bedrohung und damit der Familie zu nähern, deren Nähte jeden Augenblick hörbar zu reißen drohen.

Rezensionen zu diesem Buch

Kurz und prägnant

„Während der Vater die Zeitung zusammenfaltete, sah M auf den Teller vor sich, auf die rote Umrandung und die kleinen, gebrochenen Stellen am Tellerrand. Er fuhr mit dem Finger darüber. Manche Stellen waren glatt, andere hingegen rau und scharfkantig.“ (Seite 9)

Der Autor beobachtet präzise, so dass die Bilder wie ein Film vor dem Auge des Lesers ablaufen. Es geschieht nichts aufregendes – oder besser gesagt: alles wird so stoisch beschrieben, als geschähe nichts besonderes. Der Leser...

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Weitere Infos

Art:
Buch
Sprache:
deutsch
Umfang:
124 Seiten
ISBN:
9783946989080
Erschienen:
2018
Verlag:
elifverlag
10
Eigene Bewertung: Keine
Durchschnitt: 5 (1 Bewertung)

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