Buch

DIE EWIGEN. Spiegelwelten - Chriz Wagner

DIE EWIGEN. Spiegelwelten

von Chriz Wagner

Spiegelwelten

Reichsfreie Stadt Augsburg, 1730 n. Chr. I Was ich zu erzählen habe, ist die ungeheuerliche Geschichte von einer außergewöhnlichen Welt. Die Erzählung von einem Spiegel - zukunftsweisend, unsagbar rein, zauberhaft perfekt und unglaublich schön. Ich muss dazusagen, dass brauchbare Spiegel im Jahr 1730 eher unüblich waren. Wenn Frauen zu jener Zeit ihre Schönheit betrachten wollten, setzten sie sich an einen Bach oder an einen Fluss und sahen hinein. Das reichte für ein verwaschenes Selbstbildnis, vor einem Hintergrund aus Flusskies, Wasserpflanzen, Algen und hin und wieder einmal einer Forelle, die sich zu nah ans Ufer wagte. Den Meisten genügte das. Mir nicht. Dies ist eine Geschichte der Eitelkeiten - weil Spiegel und die übertriebene Liebe zum eigenen Bild so eng miteinander verwobenen sind, wie Blutegel mit der Forellenhaut. Letztlich hat meine Selbstverliebtheit zu dem geführt, was ich zu berichten habe. Und oft frage ich mich, ob es meine Selbstgefälligkeit war, die mich in die reichsfreie Stadt Augsburg gebracht hatte. Sieben Patrizierfamilien beherrschten zu jener Zeit die Großstadt. Sie machten es durch ihre moderne Weltaufgeschlossenheit möglich, dass die Kunst des Instrumentenbaus sowie die Weberei aufblühten, wie sonst nirgendwo. Auch meine Geschichte nimmt ihren Anfang vor einem Augsburger Webstuhl. Aber der spielt nur eine unbedeutende Nebenrolle. Alles begann an einem warmen Sommermorgen am Flussufer des Lech nahe den Stadtmauern. Das Ufer fiel steil ab und ich saß im Gras und ließ die nackten Füße vom angenehm kühlen Flusswasser umspülen. Ohne darüber nachzudenken, betrachtete ich mein ewig jugendliches Gesicht, die langen, blonden Haare und wie das Nass mit jeder Bewegung meine Umrisse verformte. Und meine Gedanken trieben ziellos durch die Jahrtausende. Wie oft war ich schon am Wasser gesessen? In einer anderen Zeit. Am einem anderen Ort. Und egal, was die Menschheit auch anrichtete, die Magie dieses Augenblicks war für mich immer dieselbe. Augsburg war ein schöner Flecken Erde. Das Stadtleben nahm mich in sich auf. Und niemand kam auf die Idee, dass hinter Thyri Glaser, der Ehefrau von Valentin Glaser, frisch vermählt, mehr stecken könnte, als eine genügsame Weberin. Nicht einmal Valentin. Selbstverständlich machte ich mir so meine Gedanken: Wo würde das alles hinführen? Was wird mein Aufenthalt in dieser Stadt letzten Endes anrichten? Schließlich war ich nicht ohne Grund hier. Mich hatte das starke Gefühl nach Augsburg geführt, dass an diesem Ort zu dieser Zeit entscheidende Fäden zusammenliefen, die mein Schicksal bestimmten. Als wäre die Zeitgeschichte ein gigantisches Uhrwerk und Augsburg der Zahn eines Zahnrades, das mit anderen Rädern ineinandergreifen wollte. Acht Jahre war ich jetzt an diesem Ort. Den Webstuhl beherrschte ich perfekt. Und seit drei Sommern kannte ich Valentin: den Charmeur, den ewig lächelnden Glückspilz, den lebenslustigen und überaus erfolgreichen Spiegelmacher - meinen Mann. Ich liebte diesen Kerl. Und ich genoss jeden gemeinsamen Tag. Unaufhörlich konnte ich fühlen, dass dieser Ort sehr wichtig war, auf eine für mich besondere Weise. Ein intensives, aber unangenehmes Gefühl. Erwartung, die wie ein dunkler Fleck auf mir lastete. Und doch blieb ein Tag wie der andere. Und nichts geschah. Nichts, was ein gewöhnliches Menschenleben übertroffen hätte. Bis zu jenem Tag am Fluss, als ich mit den Zehen im Wasser spielte und mein Bildnis verwischte. Und als ich so naiv war, zu glauben, mein Leben könnte einfach nur simpel und schön sein. Da war das Unheil längst mit großen Schritten auf dem Weg zu mir.

Rezensionen zu diesem Buch

was vverbirgt sich im, oder hinter dem Spiegel?

Die Ewigen: Spiegelwelten Folge 9 von Chriz Wagner erschien 2018 im Acabus Verlag.

Das Cover hat wieder die, für die Folgen, typische Kugel im oberen Drittel des Covers, diesmal wirkt sie wie ein Spiegel.

Thyri hat es nach Augsburg verschlagen ins Jahr 1730, sie verliebt sich i den Spiegelmacher Valentin und lebt über 20 Jahre mit ihm zusammen. Als er langsam gebrechlich wird braucht sie Hilfe. Die neue Haushaltshilfe hat nicht nur die Pflege Valentins und den Haushalt im Sinn...

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Blich hinter die Welt der Spiegel!

1753 n. Chr.: Gesichter, die aus Spiegeln herausblicken, sind etwas, das Thyri nicht für möglich hält. Sie ist verheiratet mit Valentin Glaser, einem Augsburger Spiegelmacher, und meint alles über die reflektierenden Oberflächen zu wissen. Bis sie eines Tages selbst nur noch ein Gesicht ist, das aus einem Spiegel herausblickt.
Findet sie den Weg zurück in die Wirklichkeit? Oder verliert sie langsam den Verstand?
Und aus welchem Grund landet sie in ihrer Verzweiflung gerade in der...

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Weitere Infos

Art:
eBook
Sprache:
deutsch
ISBN:
9783862825912
Erschienen:
Mai 2018
Verlag:
Acabus Verlag
10
Eigene Bewertung: Keine
Durchschnitt: 5 (2 Bewertungen)

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