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Ein Buch in Zwei Akten - Die Leinwand von Benjamin Stein

Ich empfehle euch heute ein ganz besonderes Buch. Was so besonders daran ist? Zum einen natürlich die vielen Möglichkeiten die man bei lesen dieses Buches hat, denn dieses Werk hat zwei Eingänge. Unter jedem Buchdeckel verbirkt sich eine Geschichte. Ein Roman also, den man von vorne, genauso wie von hinten lesen kann. Um einem der Nebenpfade zu folgen, wendet einfach nach jedem Kapitel das Buch und lest im anderen Strang weiter, wo ihr zuletzt unterbrochen habt. Ihr könnt euch aber auch einen ganz anderen Weg suchen, alles ist möglich. Ich habe mich dafür entschieden das Buch nach jedem Kapitel zu wenden, teilweise ist das ganz schwierig weil man immer an einer sehr aufregenden Stelle aufhören muss. Angefangen habe ich mit “Jan Wechsler”. Für mich persönlich bisher eine sehr gute Entscheidung, einige Aha-Erlebnisse wäre mir so abhanden gekommen.

Eine Seite des Buches:

Wechsler erhält einen Koffer, den er angeblich bei einer Reise nach Israel verloren hat – doch der Journalist kann sich weder an den Koffer noch an die Reise erinnern. Offenbar hat es eine Verwechselung gegeben. Als er jedoch in dem Koffer das Enthüllungsbuch zum Fall Minsky findet, dass er geschrieben haben soll, steht seine Welt Kopf. Als er nach Israel reist und in ein Verhör gerät, stellt sich heraus, dass er schon einmal dort war. Sein damaliger Gastgeber Zichroni gilt seitdem als vermisst.

Die Andere: (10 Jahre zuvor)
Der streng jüdisch erzogene Zichroni besitzt die Fähigkeit, die Erinnerungen anderer Menschen nachzuempfinden. Er wird Psychoanalytiker und lässt sich in Zürich nieder. Hier begegnet er dem Geigenbauer Minsky, den er ermuntert, seine traumatische Kindheit in einem NS-Vernichtungslager schreibend zu verarbeiten. Doch dann erscheint ein Buch, in dem der Journalist Wechsler behauptet, die ganze Geschichte sei erfunden. Plötzlich steht die Existenz von Zichroni und Minsky auf dem Spiel.

Der experimentelle Stil fordert zum Wenden, Blättern und Vergleichen der beiden Erzählperspektiven auf. Damit ist „Die Leinwand“ auch eine Liebeserklärung an das Medium Buch.

 

 

Kommentare

coala bemerkte am 09. Oktober 2013 um 13:57

Toller Artikel und sicherlich sehr interessantes Buch. Ich stelle es mir jedoch aufgrund deiner Beschreibung recht anstrenged vor, ständig im Buch die Richtung zu wechseln und gleichzeitig auch die Erzählstränge. :(    Die Idee an sich ist aber mega spannend.

Chaostante Karin kommentierte am 14. Oktober 2013 um 01:27

He,

nein man muss das Buch nicht unbedingt wenden. Man kann auch beide Stränge nacheinander lesen.

Icch fand es in dem Sinne auch gar nicht so anstrengend, es hat sogar sehr viel Spass gemacht :-)