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James Salter gestorben

Der Autor James Salter

Anfang der Neunziger in einem Artikel über Schriftsteller, die über das Leben schreiben. In diesem Artikel kam James Salter mit dem Buch Lichtjahre vor.

Gekauft und durch die ersten Kapitel handeln über eine wohlhabende Familie, zwei Kinder und viel Besuch von Gästen, habe ich mich eher durchgequält. Alles intakt. Das Leben läuft gut.

Danach im Urlaub in Irland saß ich in einem Hostel im Aufenthaltsraum am Fenster mit Blick auf den See. Ich war in das Buch so vertieft, dass ich nicht bemerkte, wie der große Raum leer wurde und der See in Dunkeln verschwand. Nur manchmal, wenn wieder so ein wuchtiger Satz kam, schaute ich nachdenklich und erstaunt auf.

Als Leser ist man ein stiller unsichtbarer Beobachter. Oft werden Leute in alltäglichen Szenen beschrieben. In Sätzen in dem kein Wort überflüssig ist (manchmal auch knapp an kitschig), um beim Leser ein intensives Bild im eigenen Kopf entstehen zu lassen. Ein Bild oft wie in einer langen Szene aus einem Film Ende der Sechziger oder wie ein Bild von Eduard Hopper: nichts theatralisches, einfache Umrisse und doch schwermütig. Und dann kann es sein, dass das Personenbild mit wenigen Worten in einem kurzen Satz oder Nebensatz analysiert oder seziert wird.

Salter ist kein jammernder oder depressiver Schriftsteller, sondern er nimmt das Leben gelassen und wie ein Gentleman. Was ich auch an ihm sehr schätze: So wie er das Leben und die Menschen erlebte, so schreibt er. So wahr wie möglich.

Für mich sagt er:“ Nichts ist beständig . Es gibt kein Glück. Höchstens Augenblicke des Glücks mit vielen Opferungen, von dir und von anderen. Und manche werden auf ihrem Weg selbst zum Opfer, ihres eigenen Lebens“.

Am 19.06.15 starb der Autor James Salter im Alter von 90 Jahren. Farewell und Danke für die tollen Bücher.

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Romane:

  • der Jäger
  • Lichtjahre
  • In der Wand
  • Ein Sport und ein Zeitvertreib
  • Alles, was ist

Kurzgeschichten:

  • Letzte Nacht
  • Dämmerung

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Tolle Texte:

„We preserve ouselves as it that we were important, and always at the expenses of others. We hoard ourselves. We succeed if they fail, we are wise if they are foolish, and we go onwoards, clutching, until there is no one – we are left with no companion save God.

In whom we do not believe. Who we know does not exist."

 

Die Mutter gibt der Tochter den Rat:

"You must go further than I did: with your life. You must become free."

The freedom she meant was self-conquest. It was not a natural state. It was meant only for those who would risk everything for it, who were aware that without life is only appetites until the teeth are gone.

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Die Zeit von 04.12.14 (Über den Roman Jäger, geschrieben von Andreas Schäfer)

Keiner kann dieses durchschnittliche Leben (der Mittelschicht) so erhaben beschreiben und leuchten lassen wie er. Seine Figuren suchen und finden … den passenden Moment, die Erfahrung eines komprimierten Jetzt, ob bei einem Abendessen mit den Kindern, einem Seitensprung oder dem Blick durch die belebten Straßen. Sie sind begnadete Intensitätskoster und zugleich auf tragische Weise rauschvergiftet und untüchtig. Denn sie sind nicht in der Lage, die punkthafte Erfüllung, den Moment in die Dauer zu überführen und zu einem gelungenem Dasein zu formen… das Leben scheint an den Figuren unverstanden vorbei zu fließen.

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Ein Film über James Salter auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=nGKDKVQKMd0