Rezension

Passau, Oper, Mord - die Zutaten für einen gelungenen Krimi

Marionette des Teufels - Dagmar Isabell Schmidbauer

Marionette des Teufels
von Dagmar Isabell Schmidbauer

Bewertet mit 4 Sternen

Eine stimmige, stark verwobene Gesamthandlung, die den aufmerksamen Leser geradezu herausfordert, an den Ermittlungen im Geiste teilzunehmen. Solide Spannung und ein angenehmer Lokalkolorit runden diesen gelungen Kriminalroman ab.

Dagmar Isabell Schmidbauer verpackt gleich zwei interessante Mordfälle in einem Buch. Zu Beginn mag dies noch verwirrend erscheinen, wenn immer mehr Namen in die Handlung eingeflochten werden, im Laufe des Buchs erhält aber nahezu jeder Charakter auch ein passendes „Gesicht“. Man weiß am Ende des Buchs, mit wem man es zu tun hatte und warum die entsprechende Person so agierte und empfand, wie es die Autorin gewollt hat.

Brauser wirkt zeitweise ein wenig kauzig, er mag sich nicht eingestehen, bald nicht mehr gebraucht zu werden und macht dadurch seinen jungen Kollegen das Leben unnötig schwer. Er als alter Hase möchte auf den letzten Tagen unbedingt unersetzbar wirken, obwohl Franziska und Hannes auch gut ohne ihn zurecht kommen können. Irritiert hat mich stellenweise, dass Brauser nahezu durchgehend mit Nachname, Franziska und Hannes aber mit Vornamen erwähnt werden. Denkbar, dass die Autorin damit die Hierarchie der Ermittler verdeutlichten wollte und Brauser daher respektvoller nicht mit Vornamen nannte.

Warum ich zunächst nicht zu dem Buch greifen wollte? Regionale Krimis bereiten mir immer etwas Bauchschmerzen – wenn das Lokalkolorit zu extrem ausgeprägt ist und ich diese Gegend, Region oder Stadt überhaupt nicht kenne, kann ich möglicherweise dem Charme der Beschreibungen nicht folgen. Glücklicherweise hat sich die Autorin hierbei, für meinen Geschmack, am unwissenden Leser orientiert und gute, präzise Beschreibungen von Passau und Umgebung eingefügt. Auch für mich war die Umgebung immer vertraut, obwohl ich Passau nie betreten habe. Das gleiche lässt sich für das kulturell geprägte Opernumfeld sagen – es ist erklärend dargelegt, ohne sich in Details zu verstricken, die nur für Opernfans relevant und nachvollziehbar sind. Gerade die empfindsamen und oft eigenwilligen Charaktere der beteiligten Künstler stellte die Autorin sehr gut heraus, nicht immer ohne gewissen Unterhaltungswert.

Die Aufklärung der Morde erfolgte nachvollziehbar Stück für Stück, als Leser war ich zu jeder Zeit hautnah auf Spurensuche dabei und erlebte, genau wie die Ermittler, viele Überraschungsmomente. Interessant war dabei auch, die ermordeten Personen im nachhinein durch die aufgedeckten Details kennen zu lernen. Die Spannung war dabei durchgehend auf einem angenehmen Niveau, ohne aufgeregt oder hektisch zu wirken.

Fazit: eine stimmige, stark verwobene Gesamthandlung, die den aufmerksamen Leser geradezu herausfordert, an den Ermittlungen im Geiste teilzunehmen. Solide Spannung und ein angenehmer Lokalkolorit runden diesen gelungen Kriminalroman ab. Das war sicher nicht mein letztes Buch der Autorin.