Rezension

Ein Manuha der Extraklasse

Dao - Der Weg -

Dao - Der Weg
von Cai mogu de sima gonggong

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses extrem hochwertige Manuha gibt einen ganz besonderen Einblick in eine mir fremde Kultur, durch den ich viel gelernt habe und zeitgleich bestens unterhalten wurde. Und gäbe es einen Nobelpreis für Kunst, würde ich den für die einzigartigen Tuschezeichnungen unbedingt verleihen wollen.

„Dao - Der Weg“ der chinesischen Tuschemalerin Cai Mogu de Sima Gonggong ist ein Manuha der Extraklasse. Reden wir erst einmal über die Qualität der Optik! DIN A4 Format, schweres Papier, Glanzoptik, komplett zweisprachig, wirkt nahezu wie ein Kunstband, ich bin absolut begeistert, einfach so wertig ausgestattet! Die Zeichnungen und Malereien sind düster in dunklen und Sepia-Farben gehalten, dabei ist jedes einzelne Bild ein Kunstwerk für sich, ich könnte mir sofort vorstellen, diese Bilder in groß an die Wand zu hängen, einen ganzen Palast voll damit, so viel Kunst steckt in diesem Band und in jedem einzelnen Bild, ich bin wirklich beeindruckt. Wie viel Zeit muss da drin stecken. So etwas hatte ich so noch nicht in den Händen. Das Buch richtet sich an Erwachsene und Jugendliche, was zu den darin enthaltenen Märchen gut passt, denn diese sind zugegeben durchaus grausam und gruselig, ein Effekt, der sich durch die perfekte zeichnerische Umsetzung noch steigert.

Aus der deutschen Perspektive heraus betrachtet, ist es spannend, wie viel Assoziationen und Ähnlichkeit mit gängigen Märchen und Erzählungen unserer Kultur vorhanden sind, der Struwelpeter, Wilhelm Busch, Märchen wie Rotkäppchen, Rumpelstilzchen, Hänsel und Gretel und viele mehr drängen sich sofort auf. Das liegt natürlich an der Archetypischen Konstruktion von Märchen, ist hier aber besonders gut sichtbar. Inhaltlich erzählt das Buch alte Legenden und Schauergeschichten aus der Zeit der Qing-Dynastie, die den Kindern erzählt wurden, um sie zu größerem Gehorsam zu erziehen. Interessanterweise interpretiert die lesende Person die Märchen durch die Zeichnungen aber sofort auf die heutige Gesellschaft, Themen wie die Große Chinesische Hungersnot, der Brauthandel, die Ein-Kind-Politik sind sofort im Raum. Besonders großartig neben den 5 Streichen ist die Extrageschichte am Ende des Buches, die nicht umsonst Preise verliehen bekam, unfassbar toll gezeichnet und so viel Raum für die eigene Phantasie. Im hinteren Teil des Buches findet sich auch ein Extrakapitel über die Hauptfiguren: Hier erst erschließt sich mehr über „Die Feen-Fünf“ – ich hätte mir da eine andere Reihenfolge gewünscht, würde das in der deutschen Fassung dem Buch voranstellen. Hier hat mir auf jeden Fall der kulturelle Hintergrund gefehlt, der sich dann durch diese Informationen erst ergibt und ganz viel erklärt. Ich fand es sehr schön, dass es dann quasi noch ein paar Fotos aus dem Familienalbum gibt. Nicht zu vergessen die Selbstdarstellung des Autors – rasend sympathisch und große Schmunzelanfälle verursachend!

Fazit: Dieses extrem hochwertige Manuha gibt einen ganz besonderen Einblick in eine mir fremde Kultur, durch den ich viel gelernt habe und zeitgleich bestens unterhalten wurde. Und gäbe es einen Nobelpreis für Kunst, würde ich den für die einzigartigen Tuschezeichnungen unbedingt verleihen wollen.