Rezension

Netter Auftakt zu Sizilien-Krimireihe mit Kommissarin, aber mit ein paar Schwächen

Tod in der Kalurabucht - Mona Misko

Tod in der Kalurabucht
von Mona Misko

Bewertet mit 3.5 Sternen

INHALT
Alessia Cappelettis erster Arbeitstag im sizilianischen Ferienort Cefalù fängt ja gut an! Dabei hatte sich die junge Commissario extra von Rom hierher versetzen lassen, um dem ganzen Trubel in der italienischen Hauptstadt zu entfliehen. Aber im Hotel Kalura ist eine Deutsche ermordet worden, und so findet sich Alessia Hals über Kopf in ihrem 1. Fall auf der Insel wieder, der sich als ungeheuer verzwickt und kompliziert herausstellt.
Mit ihrem neuen Team, allen voran ihrem Vice Giuliano, versucht sie den Mörder zu finden, doch sieht sich nicht nur mit einer ganzen Gruppe Verdächtiger konfrontiert, sondern bald auch noch mit der Mafia! Und dazu noch die Probleme mit ihrem Ex Cosimo, dem Vater ihrer Tochter Celina. Mamma mia, was für ein Stress!

EIGENE ZUSAMMENFASSUNG MIT FAZIT
Zu Beginn des Buches lernen wir eine bis dahin noch quicklebendige Sophie Baumann, das Mordopfer, kennen, die verschiedene Begegnungen mit zwielichtigen Personen hat. Erst im 4. Kapitel lernen wir die Commissario Cappeletti kennen, die zum Tatort gerufen wird.

Dort wird man erstmal reichlich verwirrt. Erst einmal fliegen einem viele Namen um die Ohren. Die der neuen Kollegen Alessias, aber auch die diverser Zeugen. Dazu kommen später noch haufenweise Verdächtige. Ich persönlich hatte stellenweise wirklich Probleme, noch den Überblick zu behalten. Der Fall stellt sich als sehr kompliziert heraus, eben auch auf Grund der Fülle der Zeugen bzw. Verdächtigen (Beides ist relativ fließend in diesem Fall.).

Dazwischen noch die privaten Probleme von Alessia. In Sizilien sucht sie ihren Vater auf, den sie noch nie zuvor gesehen hat. Diese Begebenheit interessierte mich anfangs viel mehr als der Fall selbst. Doch das Kapitel „Vater trifft auf Tochter“ wird schnell abgehandelt. Man fällt sich sofort in die Arme und schon hat Alessia eine neue Familie. Schade, da hätte man sicher mehr draus machen können, das lief alles irgendwie zu glatt, denn die noch in Rom beim Vater verweilende Tochter Celina wird einfach kurzerhand in einer Spontanaktion per Privatflugzeug nach Sizilien verfrachtet und bei der neuen Verwandtschaft abgestellt. Nachdem Alessia mitten in einem Mordfall steckt und kaum Zeit zum Schlafen findet, erscheint es mir unvernünftig, Celina gerade jetzt zu sich zu holen, wo die Mutter sowieso keine Zeit für sie hat und sie bei ihr völlig Fremden leben muss, obwohl sie sich in Rom bei ihrem Vater und ihren Großeltern wohlfühlte. Und dass das Kind das alles auch noch schluckt und brav ist, wundert mich umso mehr.

Überhaupt geht mir alles zu schnell. Das komplette Buch spielt sich innerhalb weniger Tage ab, manche Begebenheiten also innerhalb weniger Stunden. Alles ein bisschen zu viel in einen Tag gestopft: Die ganzen Verhöre und Ortsbesuche und mal eben schnell der Flug nach Rom. Es ist zwar zeitlich gesehen schon alles möglich, aber kommt mir übertrieben vor.

Wenn ich bedenke, dass gerade mal bei der Hälfte des Buches schon ewig viel passiert war, dass mir der Kopf geraucht hat, habe ich mich an dieser Stelle gefragt, ob das Buch nicht vielleicht etwas zu vollgestopft ist mit Erlebnissen. War es wirklich nötig, so viele falsche Fährten zu legen mit dem Schwimmlehrer, den beiden WG-Mitbewohnern und den ganzen anderen Männern, mit denen sich das Opfer Sophia Baumann am Tatabend traf?

Und dann am Ende die Auflösung, das ging mir dann doch alles zu schnell mit dem plötzlichen Zeugen, der genau DEN entscheidenden Hinweis geliefert hat. Gut finde ich allerdings, dass bis zum Ende des Buches – zumindest für mich! – unklar war, wer der Täter ist. Viele Personen und Begebenheiten haben mich verwirrt und immer wieder auf eine andere Fährte gelockt. Manchmal war mir das zu viel (siehe oben), aber prinzipiell hielt es natürlich die Spannung aufrecht. Es wäre ja auch langweilig, wenn man schon bei der Hälfte des Buches wüsste, wer der Täter ist, denn dann fragt man sich schon, wozu noch die ganzen Charaktere eingeführt werden. So aber konnte jeder der Täter sein, und der tatsächliche Täter war für mich dann schon eine Überraschung.

Ich persönlich fand es etwas schade, dass man ohne Mafia hier nicht auskam. Natürlich gehören Sizilien und Mafia zusammen wie die Faust aufs Auge, aber gerade deshalb hätte ich es begrüßt, wenn dieser Mordfall ohne die Mafia ausgekommen wäre. Schade.

Die Sprache ist einfach verständlich, aber zwei Dinge stören mich persönlich:
1. Für meinen Geschmack wird die Gegend zu detailliert beschrieben. Das ist natürlich Geschmackssache, aber ich mag es einfach nicht, wenn irgendwelche Beschreibungen der Landschaft von der eigentlichen Handlung ablenken. Das Gleiche tritt bei manchen Personen zu, die eigentlich für den weiteren Handlungsverlauf keine Rolle spielen.
2. Mich nervt die Verwendung italienischer Sätze. Diese werden dann sofort in einem Nebensatz oder einer Antwort des Gegenübers nochmal auf Deutsch wiederholt oder erklärt – entweder man muss davon ausgehen, dass der Leser Italienisch versteht (Was man nicht erwarten kann.) oder man lässt das weg. Da ich einigermaßen Italienisch verstehe, hat mich dieses Italienisch-Deutsch-Wiederholen total genervt. Es ist ja klar, dass die Leute auf Sizilien eigentlich Italienisch sprechen, und wenn man einen englischen Krimi liest, werden da doch auch nicht zwischendurch Sätze auf Englisch eingestreut. Ich schätze, damit sollte das Ganze authentischer wirken, aber ich finde es überflüssig und nervig.

Übrigens gibt es hinten ein Glossar, in dem v. a. die italienischen Berufsbezeichnungen erklärt und ein paar Beleidigungen übersetzt werden. Dort hätte man ja vielleicht alle italienischen Zitate übersetzen können.

Alles in Allem habe ich mich gut von diesem Buch unterhalten gefühlt. Doch bis zur 1. Hälfte las sich das Ganze für mich etwas zäh und war zu vollgepackt mit Personen. Die Commissario ist mir prinzipiell sympathisch, aber dass sie immer jeden Mann, dem sie begegnete, auf Attraktivitätsgehalt abgecheckt hat, hat mich irgendwann leicht genervt. Und bei all den komplexen Verhältnissen lösten sich manche Dinge dann doch zu schnell auf, wie z. B. der oben erwähnte Zeuge, der am Schluss plötzlich auftauchte. Oder die schnelle „Entführung“ der Tochter von Rom nach Sizilien. Erst im letzten Drittel wurde das Buch richtig fesselnd und gewann an Schwung.

P.S.: Im Nachwort erfährt man, dass einige Personen aus der Geschichte (z. B. der Hotelier Gerrit Curcio und Vice-Questore Dottor Manfredi Borsellino) wirklich existieren und ihre Einverständnis zur Verwendung ihrer Namen im Buch gegeben haben. Auf der Homepage der Autorin (www.mo-misko.de) findet man sogar Bilder zu dem Roman.