Rezension

Penibel recherchhiert und opulent erzählt

Der Königsmord von Bamberg -

Der Königsmord von Bamberg
von Anna Degen

Bewertet mit 5 Sternen

Dieser penibel recherchierte und opulent erzählt historische Roman entführt uns Leser zunächst in das Bamberg von 1208. Die deutschen Fürsten sind seit langem in zwei Lager geteilt: Die einen halten zu den Staufern, die anderen zu den Welfen. Ein Konflikt, der bereits Jahre dauert und zahlreiche Tote fordert, da Mordkomplotte geschmiedet und ausgeführt sowie Mitwisser werden beseitigt.

 

Eines dieser Mordkomplotte ist das zentrale Thema dieses Romans, der weit reichende Folgen für Sophie von Weichselburg und ihre Familie haben wird.

 

Doch von Anfang an:

 

Der römisch-deutsche König Philipp von Schwaben (1177-1208) wird am Tag der Hochzeit seiner Nichte Beatrix in Bamberg ermordet. Sophie, die neugierige zwölfjährige Nichte des Bamberger Bischofs Ekbert wird Augenzeugin des Mordes und muss mit ihrer Familie fliehen, denn die Königsmörder wollen die gefährlich Zeugin beseitigen. Die gesamte Familie wird geächtet und mit dem Reichsbann belegt. Man flieht über Prag nach Wien und trifft später in Ungarn ein, wo sie bei Verwandten Unterschlupf finden. Die Verfolger sind ihnen immer auf den Fersen, das sich in den eigenen Reihen ein Verräter befindet.

 

Werden sie den wahren Mörder anklagen können und ihre Güter sowie ihre Ehre wieder erlangen?

 

Meine Meinung:

 

Dieser penibel recherchierte und fesselnd erzählte historische Roman lässt ein Stück der europäischer Geschichte lebendig werden. Das Mittelalter ist reich an Intrigen der deutschen Fürsten bei deren Gerangel um die Macht auch die katholische Kirche und ihre Bischöfe sowie der Papst mitmischen.

 

Der Roman liest sich wie das Who-is-Who des Mittelalters. Wir begegnen zahlreichen (mitunter auch umstrittenen) Persönlichkeiten wie Richard Löwenherz, Friedrich Barbarossa, dessen Leben und Tod ja auch einen gewichtigen Anteil an den Konflikten hat, oder Otokar Przemysl von Böhmen, dem Babenberger Leopold VI. und Papst Innozenz III..

Um die vielen Ottos, Heinrichs und Beatrixen auseinanderhalten zu können, gibt es im Anhang eine Zeittafel sowie ein Personenverzeichnis. So behält der beherzte Leser den Überblick über die stellenweise verworrenen Verhältnisse und häufig wechselnden Allianzen.

 

Erzählt werden die Ereignisse von der alternden Sophie, die ihre Erlebnisse niedergeschrieben hat und einen regen Briefwechsel mit ihrer Enkelin Ela führt. Sehr geschickt gemacht - so können wir Leser in die Vergangenheit eintauchen. Wir erhalten an Hand Sophies Geschichte auch Einblick in den Klosteralltag sowie die Stellung der Frauen kennenlernen. Selbst Königinnen sind vor einer Ermordung nicht gefeit wie das Beispiel Gertrud von Ungarns zeigt.

 

Der Schreibstil ist sehr gut zu lesen und lässt das Mittelalter mit all seinen Facetten wieder auferstehen. So wird opulent getafelt, rülpsen und furzen inklusive, die Gäste dürfen dem Minnesängern und ihrem schlüpfrigen Gesang lauschen. Gleichzeitig werden mörderische Intrigen gesponnen und Gewalt ausgeübt. Daher sollten sich Zartbesaitete darauf vorbereiten, dass das eine oder andere blutige Gemetzel beschrieben wird.

 

Sehr geschickt sind die historischen Ereignisse in den Roman hineingewoben.

 

Fazit:

 

Ein penibel recherchiertes und opulentes Mittelalterepos, das aus der Sicht einer Frau geschrieben ist, und dem ich gerne eine Leseempfehlung und 5 Sterne gebe.