Rezension

Kein Stern am Buchhimmel

Die Farbe der Sterne -

Die Farbe der Sterne
von Briggs Lukschy

Bewertet mit 1 Sternen

„Die Farbe der Sterne“, in Co-Autorenschaft geschrieben von Curtis Briggs und Stefan Lukschy, erschienen im Langen Müller Verlag, erkämpft sich leider einen der Spitzenplätze auf meiner Fail-Liste 2024. Vom Verlag angepriesen als „turbulente, romantische Krimi-Komödie“ habe ich in diesem Buch weder Krimi noch Komödie finden können, stattdessen nur wirklich himmelschreiend schlecht gemachten Klamauk und das bittere Gefühl, dass sich hier zwei weiße alte Männer beim Plotting zu viel Rotwein reingedengelt haben... Warum nicht zumindest der durchaus renommierte LM Verlag beim Querlesen dann ernüchtert die Reißleine gezogen hat, bleibt mir ein Rätsel.

 

Die Geschichte, um die es geht, ist schnell umrissen: 

Leo Sailer erbt das marode, bankrotte Grand Hotel Seeblick am Kochelsee und stößt dort auf die von seinem Vater beauftragte Generalbevollmächtigte Julia Dehne, diese will den Kasten verkaufen (und ihre Provision einheimsen), er möchte den Laden renovieren und behalten. Sie ist Großstadtmensch und Bergretterin (warum auch immer), er Klaustrophobiker mit Höhenangst, der Konflikt ist vorprogrammiert. Damit ein Kunstkrimi draus werden kann, wird ein verschollener Kandinsky entdeckt, und damit es verwirrend werden kann, gibt es eine gute Kopie davon. On Top jede Menge strunzdumme Gangster und Knallchargen-Nebenfiguren, ein menschlich denkender Marder, der ohne jeden Sinn durch die Handlung rennt, jede Menge wirklich plumpe Erotikanbahnung, Vollzug inklusive, und extraviele Wendungen, die alle demselben Prinzip folgen und so vorhersehbar sind wie die Tagesschau. Auf dem Höhepunkt müssen die Autoren sich auch noch selbst als Autoren einschalten, erneut, wir ahnen es, völlig sinnfrei, aber bestimmt haben die Herren sich furchtbar modern dabei gefühlt und wechseln deshalb auch noch kurz in eine Drehbuchszene, einfach weil MANN es kann – und es muss ja auch noch gezeigt werden, dass MANN auch als Drehbuchschreiber unterwegs ist. 

Das alles ist so himmelsschreiend furchtbar, dass ich sehr viel Disziplin aufwenden musste, um mich durch das Buch zu quälen. 

Zwei kleine Lichtbli >Das Cover, eine sehr gemäldeartige Darstellung des Hotels am See mit dem Himmel darüber, auch gut, dass hier nicht versucht wurde, Kandinskys Stil zu kopieren. Die schön leuchtenden Farben schaffen eine harmonische Atmosphäre. Und das Hotel selbst erstrahlt wie ein kleines Juwel. Darunter ein zugegeben eher nichtssagendes Hardtop in Blau, da stört mich irgendwie dann auch der Kasten um den Schriftzug, wirkt so sachbuchartig. Die Papierqualität ist gut, liegt angenehm in der Hand. Der Klappentext ist gut gemacht, er verrät nicht zu viel.

Immer wieder gibt es im Buch historische Rückblicke, diese sind wirklich alle sehr ansprechend geschrieben. Wäre das ganze Buch so, ich hätte deutlich mehr Leselust!

Von den vielbeschriebenen Sternen am Himmel über dem Kochelsee kann ich also leider nur einen Anerkennungsstern für die zwei Lichtblicke vergeben. Aber so bleiben ja mehr für das Kandinskybild. Am Kochelsee gibt es übrigens mit dem Franz Marc Museum ein sehr schönes kleines Museum zum Blauen Reiter. Investiert das Geld in einen Besuch dort, das lohnt sich eher.