Rezension

Tochter des Regenwaldes

Tochter des Regenwaldes -

Tochter des Regenwaldes
von Nemonte Nenquimo

Bewertet mit 5 Sternen

Das Leben der indigenen Nemonte Nenquimo und warum sie zur Aktivistin wurde.

‘*‘ Meine Meinung ‘*‘
Nachdem ich im Januar 2024 in Panama die indigenen Emberá und Guna Yala besucht hatte, war ich natürlich sehr interessiert an Nemontes Buch.
Der Einblick, den ich in das Leben des indigenen Volkes der Waorani im ecuadorianischen Regenwald erhielt, war faszinierend. Sie leben mit der Natur im Einklang und verstehen ihre Zeichen zu lesen. Es ist auch ein hartes Leben und die Kinder lernen früh, Verantwortung zu übernehmen. Also das genaue Gegenteil der Helikopter-Eltern in der sogenannten zivilisierten Welt.
Aber wie es immer so ist, kommen weiße Missionare und mischen sich in alles ein. Sie wissen alles besser und ohne Gott kann doch kein lebenswertes Leben stattfinden. Was für ein Schwachfug! In diesem Moment fühlte ich mich an die Missionare in Afrika erinnert und war doppelt entsetzt, dass dies auch in den 90er Jahren noch genau so lief. Dass es dabei auch zu Missbrauch kommt, überraschte mich leider nicht mehr.
Unglaublich, dass nicht aus der nicht allzu fernen Geschichten gelernt wurde.
Als wenn das noch nicht genug wäre, begannen die Ölkonzerne das Land und seine Menschen auszubeuten. Der Regenwald und damit die Lebensgrundlage der indigenen Völker wurden ruiniert und die Menschen wurden total abgezockt. Natürlich haben wir alle schon mal davon gehört, aber es so hautnah mitzuerleben, die Gefühle Nemontes und ihrer Familie zu erleben, ihre Gedanken zu erfahren, zu erleben, wie sich das Leben für die Menschen änderte, ließ es noch eindringlicher daher kommen. Und damit noch abscheulicher. Und das allerschlimmste, die Menschen lernen nicht daraus.
Aber es ist auch ein Leben voller Hoffnung. Nemonte hat gemeinsam mit ihrem Partner Mitch und anderen Indigenen eine Bewegung ins Leben gerufen, die „Alianza Ceibo“. Ceibo steht für den Kapokbaum und es wird in dem Buch erklärt, warum dieser Name gewählt wurde. Der Wahlspruch der Alianza lautet „Unser Regenwald steht nicht zum Verkauf“. Und genau das hat die Alianza vor Gericht gegen die ecuadorianische Regierung eingeklagt und gewonnen!
Ja, der Schreibstil ist stellenweise sehr einfach, aber das ließ das rudimentäre Leben im Regenwald nur noch realistischer erscheinen. Da wird einfach das ausgesprochen, was wichtig ist und was getan werden muss.
Friederike Becht hat das Buch einfühlsam eingelesen und mich auf Nemontes Weg begleitet. Sie hat selbst in dunklen Momenten nicht überakzentuiert und immer genau den Ton getroffen, der betroffen macht, aber nicht die Mitleidstour fährt. Es hat mir auch sehr imponiert, dass sie die Namen und Worte der Waorani mit Hilfe von Aufzeichnungen von Conny und Mitch eruiert hat, um die Authentizität zu gewährleisten.
Ein Buch, das aufrüttelt und auch in der Schule Einzug halten sollte. Denn näher und lebendiger kann man Akzeptanz anderer Kulturen und die Notwendigkeit von Umwelt- und Klimaschutz nicht lehren. Eindeutig 5 Regenwald-Sterne.

‘*‘ Klappentext ‘*‘
„Für uns sind Geschichten lebendige Wesen. Sie erfüllen unsere Häuser, unsere Wälder mit Leben. Sie pulsieren in unseren Adern, in unseren Träumen. Eine Geschichte, die niemand erzählt, stirbt.“
Eindrucksvoll erzählt die indigene Aktivistin Nemonte Nenquimo ihre Geschichte. Von ihrem Aufwachsen im Amazonas-Regenwald zwischen alten Traditionen und christlichen Missionaren, von den mächtigen Ölkonzernen, die rücksichtslos immer weiter in den Urwald eindringen, und von ihrem Kampf für den Erhalt ihrer Heimat.
Es ist die Geschichte einer uralten Kultur in einer atemberaubenden Landschaft und ein eindringlicher Appell gegen die Zerstörung unseres Planeten - denn die indigenen Völker im Regenwald bewahren einen unglaublichen Schatz, den wir alle zum Leben auf dieser Erde brauchen.
„Ich hatte das Glück, sie kennen zulernen, und ich hatte noch mehr Glück, von ihr zu lernen.“ Leonardo Dicaprio über Nemonte Nenquimo