Rezension

Ein beklemmender Roman

Schatten über Salzburg -

Schatten über Salzburg
von Peter Blaikner

Bewertet mit 5 Sternen

„Mischen sie sich da nicht ein!“

 

Dieser Roman, der auf einer wahren Begebenheit beruht, ist eine beklemmende Schilderung menschlicher Abgründe, die letztlich eskalieren und in einer Katastrophe enden.

 

Im Jahr 1993 besetzt eine Gruppe Neonazis den seit Jahren teilweise als Kulturzentrum und teilweise leerstehenden und dem Verfall preisgegebene Petersbrunnhof in der Stadt Salzburg. Harald Schauer, ein Lehrer an einem Gymnasium, lebt mit Frau und Tochter in der Nähe und beobachtet das Treiben mit wachsender Sorge, zumal sich der eine oder andere Schüler sich dem unbekannten Treiben neugierig nähert. Einer davon ist Bernie, der in zerrütteten Familienverhältnissen aufwächst, und der in den jungen Männern, die ihm Halt und Struktur zu geben scheinen, eine neue Familie findet.

 

Schauer ist ein guter Staatsbürger, der noch an Recht und Ordnung glaubt. Deshalb erstattet er mehrmals Anzeige bei der Polizei als das Treiben im Petersbrunnhof immer lauter wird, die Gruppe weder vor Tätlichkeiten noch vor Beätstigung junger Mädchen und auch vor Sachbeschädigungen nicht zurückschrecken. Die Behörden nehmen ihn jedoch nicht ernst, sondern behandeln ihn als Querulanten und Unruhestifter. Man gibt ihm den „guten Rat“, sich nicht einzumischen. Als dann noch ein eigenartiger Priester die Szene betritt, gerät Schauer vollends den Strudel dubioser Machenschaften, aus dem es kein Entrinnen gibt.

 

Meine Meinung:

 

Ich kenne Peter Blaikner schon aus seinem biografischen Roman um die Gangsterbraut Virginia Hill. Doch sind die beiden Bücher nicht miteinander zu vergleichen.

 

Dieser Roman erzeugt eine Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann. Langsam aber stetig steigt die Spannung, bis es letztlich zur Katastrophe kommt. Dabei sind es nicht unbedingt jene, die diese Spirale der Gewalt in Bewegung setzen, die Verantwortlichen. Die wirklichen Urheber sind erst ganz zum Schluss sichtbar.

 

„Alles was das Böse braucht, um zu triumphieren, ist das Schweigen der guten Menschen.“ (Jean Ziegler)

 

Die Gruppe der Besetzer setzt sich aus Veteranen des Jugoslawienkrieges, die in verschiedenen Städten und Dörfer Gräueltaten erlebt und auch verübt haben sowie aus deutschen Neonazis und Berufsprotestierern zusammen. Einige sind alkoholkrank, drogensüchtig oder leiden an kriegsbedingter PTBS. Sie rekrutieren enttäuschte Jugendliche für ihre Zwecke.

 

Schauer, ist ein desillusionierter Fünfzigjähriger, der langsam an seine Pension denkt, ständig unzufrieden wirkt und auch öfters nörgelt. Er lebt neben seiner Frau her, man kennt sich seit der Schule und hat sich inzwischen wenig zu sagen. Auch mit Larissa, der gemeinsamen Tochter, die gerade in die Volksschule geht, weiß er, der Pädagoge, wenig anzufangen.

 

Doch was ist von den Behörden zu halten, die Bürger, die Missstände auf- und anzeigen, den vermeintlich guten Rat geben, sich ja nicht einzumischen? Muss da nicht der Verdacht aufkommen, dass hier gemauschelt wird und im Hintergrund Fäden gezogen werden, um eigene Interessen, vielleicht auch gegen den Willen der Bevölkerung durchzusetzen? Kann es sein, dass man die Besetzer nicht nur duldet, sondern auch absichtlich gewähren lässt? Weit weg von Salzburgs Innenstadt, um die Touristen nicht zu verschrecken?

 

Langsam, aber stetig entwickelt sich eine bedrohliche Grundstimmung zu einem kafkaesken Szenario, die Harald Schauers Umgebung einschließt. Walter, Freund und Nachbar, ist Polizist, macht einige kryptische Andeutungen und steckt Harald, dass er bei der Polizei als Rechtsradikaler gelistet ist. Damit gerät sein Weltbild gehörig ins Wanken.

 

Im Anhang finden sich Angaben zu den realen Ereignissen von 1993, die diesem Roman teilweise zu Grunde liegen.

 

Fazit:

 

Gerne gebe ich diesem beklemmenden Roman, der Abgründe der Menschen aufzeigt, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.