Rezension

Alte Erkenntnisse spachlich ansprechend umgesetzt

Die Zeit der Verluste -

Die Zeit der Verluste
von Daniel Schreiber

Bewertet mit 4 Sternen

Sprachlich gelungen

Aufmerksam geworden bin ich durch die Presse.

Schauplatz: Venedig.

Nach anderthalb schwierigen Jahren beschäftigt sich Schreiber essayistisch, ausgehend von dem

Tod seines Vaters und immer wieder dorthin gedanklich/emotional zurückkehrend, facettenreich mit dem Thema des Verlustes. Menschlich, dinglich, zeitlich. Persönlich, global. Dem Gefühl des Verlorenseins. Seine Herangehensweise ist analytisch-sinnierend, aber auch lösungsorientiert. Das Verlieren beginnt mit vermeintlich Banalem, dem Schlüssel, um schlussendlich tragisch-traumatische Dimensionen zu erreichen, den Verlust des Lebens und der Welt. Dabei geht es auch um das Tabu-Thema Tod und eine schmerzlich vermisste Trauer-Kultur in unserer Gesellschaft (gefühlt bereits seit ewigen Zeiten). Es geht um die Unberechenbarkeit von Verlusten und deren Akkumulation im menschlichen Leben. Dem immerwährenden Versuch der Verdrängung und es geht auch um das Hier und Jetzt.

Trotz offensichtlich schwerer Kost schimmert während der Lektüre immer mal wieder ein positives Lebensgefühl Schreibers, die Lust am Leben durch.

Für mich persönlich bietet dieses Buch keine neuen Erkenntnisse. Das hat aber auch damit zu tun, dass mich selbst eingehend mit derartigen Thematiken beschäftige und meine Veröffentlichung zu einem korrelierenden Thema kurz bevor steht.

Immer wieder schön, ist Schreibers prägnante und metaphorische Art zu schreiben, seine Formulierungen generell 'Die Sprache...ist nicht in Reichweite...entzieht sich' (9), 'Trauer ist erschöpfend' (17).