Rezension

Israel, mon amour.

Apeirogon -

Apeirogon
von Colum Mccann

Bewertet mit 5 Sternen

Unaufdringlicher Appell an Friedenswilligkeit. Muss man eigentlich lesen.

Der Roman „Apeirogon“ ist schon seit 2020 auf dem deutschen Markt und hat nichts von seiner Aktualität verloren. Im Großen und Ganzen geht es darum, wie sehr die Menschen unter der israelischen Besatzung leiden und dass Besatzung – egal, in welchem Land und egal von wem betrieben, immer mega-sch*** ist. Trotzdem ist dies kein Roman, der einseitig ist - gerade das ist sein großes Plus. Es geht nämlich auch darum, dass man Feindschaft und Feindseligkeit überwinden muss und dass man das nur kann, wenn man Böses nicht mit Bösem vergelten will und wenn man sich in Kopf und Verhältnisse „der anderen“ einfühlt. Solches ist auch in anderen Gesellschaften von nöten!

Sich einfühlen und sich verständigen - das  tun im Roman zwei Väter, die durch kriegsbedingte Gewalt ihre minderjährigen Kinder verloren haben. Rani Elhanan ist Israeli, Bassam Aramin ist Palästinenser. Beide Männer gibt es wirklich. Beide engagieren sich im sogenannten Parents Circle – einem überkonfessionellen und überstaatlichen Verein für Menschen, die in den blutigen Konflikten zwischen ihren Volksgemeinschaften Angehörige verloren haben. Auch diese Organisation gibt es. Die Männer halten Vorträge im In- und Ausland und erzählen ihre Geschichte. Das tut auch Colum McCann: er erzählt ihre Geschichte. Und noch einiges mehr. „Apeirogon“ bringt in kleinen Abschnitten, kaleidoskopartig zusammengestellt, diverse Informationen über den Landstrich Palästina zum Leser, zum Beispiel, dass dieses Land auf der Zugvogelstrecke liegt – und dass dies ein Unglück für die Vögel ist! 

„Apeirogon" ist ein halbdokumentarischer Roman. Das erhöht seine Authentizität und macht auch klar, so einfach ist es nicht. Es ist nicht einfach, Hass zu überwinden, vor allem dann nicht, wenn es die Regierungen oder Führerschaften gar nicht wollen. Aber einer muss anfangen, einer muss den ersten Schritt tun; wenn nicht, werden noch sehr sehr viele Kinder Opfer dieses Hasses werden. 

Fazit: Für eine bessere Verständigung und für den Frieden. Empfehlenswert.

Kategorie: Politischer Roman + Halbdokumentation.
Verlag: Rowohlt 2020