Rezension

Auf den Spuren seiner Vorfahren

Meine chinesische Großmutter -

Meine chinesische Großmutter
von Lars Saabye Christensen

Bewertet mit 3 Sternen

Unter den Büchern, die ich bisher von Lars Saabye Christiansen gelesen habe, gehört dieses zu den persönlichsten. Der Autor begibt sich auf die Spuren seiner verstorbenen Großmutter Hulda Christiansen, die Anfang des 20. Jahrhunderts eine Seereise von Kopenhagen nach Hongkong antrat, um ihrem Ehemann zu folgen, und trägt seine Erkenntnisse zusammen.

Dies gestaltet sich jedoch schwierig, denn die verfügbaren Quellen, die er zitiert, beziehen sich fast ausschließlich auf seinen Großvater Jørgen Christiansen. Seine letzte Hoffnung ist sein Vater auf dem Totenbett, von dem er sich mehr Einzelheiten erhofft.

Der Titel und der Klappentext hatten andere Erwartungen in mir geweckt. Ungeduldig wartete ich darauf, mehr über die titelgebende Person und ihr Schicksal zu erfahren. Der Autor stellt jedoch vielmehr seinen eigenen Schreibprozess in den Vordergrund und beschreibt, wie schwer es ihm fällt, Huldas Leben in Hongkong zu rekonstruieren. Zu viele Lücken tun sich auf, die er versucht, mittels seiner Träume und Fantasie zu füllen.

Ich habe interessante persönliche Details über den Schriftsteller erfahren, zum Beispiel über seine Kindheit in Oslo und was der Anlass für ihn war, Poesie zu schreiben. Die Großmutter blieb für mich jedoch bis zum Ende eine nicht greifbare Figur. Ich hätte mir gewünscht und dem Autor zugetraut, anhand der Quellen eine spannende Romanbiografie zu verfassen, doch es ist klar, dass dies nicht sein Anliegen war.