Rezension

Harter Toback, mittelmäßig verpackt

Der Honigmann -

Der Honigmann
von Peter Huth

Bewertet mit 3 Sternen

Was passiert wenn die Kleinstadtidylle auf einmal zu trüben scheint? Was wenn der nette alte Mann von nebenan doch nicht so nett ist? Was wenn neben der Schule der helikoptermäßig bewachten Kinder das Übel einzieht?

Ein Vorwurf steht im Raum: der Honigmann (dessen richtiger Name auch nach Jahren scheinbar bei den meisten Anwohnern noch Fragezeichen hervorruft) ist ein Pädophiler. In mehr als 300 Fällen. Was kann einer Familie schlimmeres passieren? Seit Jahren betreibt der Alte seinen Dekoladen gegenüber der Schule und erfreute sich stets großer Beliebtheit bis eines Tages jemand einen alten Zeutungsartikel entdeckt und die Hetzjagd beginnt.
Der Leser wird aus Sicht der Eltern bzw. besonders einen Elternpaars ins Geschehen gebracht. Die Perspektive hier ganz klar: der Mann muss weg. Um jeden Preis. Es erinnert fast an "Die Welle", denn auch hier wird klar, welche Formen derartige Hetzjagden in der heutigen Zeit annehmen können. Zu Zeiten von Google, WhatsApp-Gruppen und dem gläsernen Menschen. Auch wenn das Thema so hart ist und es keine zwei Meinungen dazu geben kann geschieht hier etwas ganz faszinierendes. Durch die Penetranz der Eltern und ihre grenzenlose Obsession war es schwer, keine Abneigung gegen sie zu entwickeln. Obwohl wir einer Meinung sind! Durch die vollständig ausgelassene Perspektive des Honigmannes beginnt man sich viel eher zu fragen, warum die zweite Seite der Medaille nicht beleuchtet wird. Warum lernt man den Honigmann als Leser zu keinem Zeitpunkt kennen? Er bleibt ein gesichtsloser alter Mann. Er könnte jeder sein. In jeder Nachbarschaft.

Für mich eine extrem sensible Thematik, die auch teilweise gut aufgegriffen wurde. Mir jedoch in vielen Stellen zu flach und pseudointelektuell.