Rezension

Sehr berührend!

Die Geschichten in uns -

Die Geschichten in uns
von Benedict Wells

Bewertet mit 4.5 Sternen

DIE GESCHICHTE IN UNS: VOM SCHREIBEN UND VOM LEBEN
Bendict Wells
In dem ersten Teil seines neuesten Buches erzählt Benedict Wells uns von seiner schwierigen Kindheit: von seinem Vater, der nie Geld besaß, es aber stets mit vollen Händen ausgab und von seiner bipolaren Mutter, die des Öfteren in die Psychiatrie eingewiesen werden musste. Von der frühen Trennung der Eltern, von dem Umzug in die Schweiz und wieder zurück nach Deutschland und von den diversen Heimen, in denen der Autor aufwuchs.
Wells wusste früh, dass er Bücher schreiben möchte. Und so lehnte er es nach dem Abitur ab, zu studieren, zog nach Berlin und widmete sich fortan der Schreibkunst.
Doch wie schafft es ein Benedict Wells, solche ergreifenden Bücher zu schreiben?
Hat er es im Blut? Oder hat auch ein Wells Schreibblockaden? 
„Doch mein wichtigster Schlüssel beim Schreiben ist Musik. Die traurige Wahrheit ist, dass ich derartig verkopft bin, dass ich stundenlang über Gefühle reden könnte, ohne wirklich zu fühlen, erst Musik stellt diese emotionale Verbindung her." 
Im zweiten Teil erzählt uns der Autor über seine Schreibprozesse: 
Wie es von dem ersten Funken einer Idee bis zu der Veröffentlichung eines Buches kommt. Dazwischen liegen bei ihm allerdings ein paar Jahre. Jahre des Umformulierens, des Überarbeitens und des Streichens vieler Textpassagen. Schnell kann aus einem ersten Entwurf mit 1500 Seiten ein Buch mit gerade einmal 200 Seiten werden.
„Das Einzige, was man selbst in der Hand hatte, war das Durchhalten.“ 
Beim Lesen höre ich immer wieder heraus, wie sich der Autor zurücknimmt. Wie er sich am liebsten für seinen Erfolg entschuldigen möchte, denn zum Erfolg gehört auch Glück - Glück von einem Verlag entdeckt und verlegt zu werden. 
Dieses Buch ist kein Schreibratgeber, aber er regt zum Schreiben an und motiviert diejenigen zum Durchhalten, die es gerade versuchen.
Mit Humor verweist er auf Texte und Filme von anderen Autoren, die ihn inspirierten. Zitate lassen uns schmunzeln und ganz nebenbei stelle ich fest, dass Wells und ich dieselben Bücher mögen (inklusive The Breakfast Club, der damals unser Kult-Film war).
Ich habe dieses ehrliche und sympathische Buch unglaublich gerne gelesen!
Solltet ihr seine Bücher allerdings noch nicht kennen, empfehle ich euch, erst mit einem seiner früheren Werke zu beginnen, da er sich sehr oft auf diese bezieht.
Große Leseempfehlung und ein MUSS für alle #buchnerds  
4½/ 5