Rezension

Frauen in Wien

Café Hawelka -

Café Hawelka
von Maria Wachter

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach dem Prolog mit dramatischen Ereignissen zu Beginn des 2. Weltkrieges taucht man gern ein in die gemütliche, leicht angestaubte Atmosphäre des Cafés Hawelka im Jahr 1968. Dort trifft man ein gemischtes Publikum, Schriftsteller, Schauspieler, Studenten. Auch Jutta, eine moderne junge Frau, ist dort anzutreffen. Sie möchte Jura studieren, fährt Mofa und ist in Bodo verliebt. Nebenbei arbeitet sie für einen Rechtsanwalt. Und trifft auf den Fall eines Gaswagenfahrers in einem Konzentrationslager. Ab jetzt interessiert sie sich für die Taten der Faschisten und vertritt kämpferisch ihre Ansichten. Sie nimmt die Gnade der späten Geburt als Nachkriegsgeborene vehement und rechthaberisch in Anspruch. Auch weitere Taten zeichnen sie als Gutmenschen. 

Regelmäßig wechseln im Roman die Zeitebenen; Nachkriegszeit und 60er Jahre stehen im Focus. 

Nochmal ist es 1945. Wien ist eine Trümmerstadt. Elses sechsjährige Schwester Fritzi geht verloren. Besonders engagiert ist Elses Suche nicht, ihr geht es gut bei Frau Hawelka, einer mütterlichen Frau, die unerklärlicherweise bestens für sie sorgt. Trotz Elses Nachlässigkeiten. Else ist reichlich naiv, verlässt sich darauf, dass eine fremde Frau viele Monate lang ihre kleine Schwester versorgt. Ach ja, das Café hat kurz nach dem Krieg ein ziemlich gutes Angebot. Lebensmittelmarkenfrei. Wie schön. 

Und o.g. Jutta … Richterin wird sie erst einmal nicht. 

Maria Wachter beschreibt die Wiener Gesellschaft in der Nachkriegszeit und in den sechziger Jahren, bezieht Lokalkolorit und historische Ereignisse mit ein. Auch Mode und Mahlzeiten werden beschrieben, der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Das ist interessant. Das glückselige Hineintapsen ihrer Figuren in die Frauenfalle allerdings nicht… . Der Autorin gelingt es, ihre Frauenfiguren nicht sonderlich stark oder sympathisch darzustellen. Die Klischees und Zufälle sind mir zu viel. 3,5 von 5 Punkten von mir.