Rezension

Keine Hexenküche!

Pilze aus Wald und Stadt -

Pilze aus Wald und Stadt
von Martina Meier

Eine meiner Schwestern ist angefressene Pilzsucherin. Kaum geht im Frühling die Morchelsaison los, bombardiert sie einem mit Fotos von ihren phänomenalen Funden, was uns anderen Schwestern diverse Seufzer entlockt. Der pure Neid, versteht sich! Es ist nur so: Das Pilzjahr meiner Schwester ist auch im Spätherbst nicht zu Ende. (Seufz …)

Von Pilzen geht eine Faszination aus, der man sich kaum entziehen kann. Pilze, das sind nicht nur Champignons, jene weissen Allerweltspilze, die eigentlich nur zu dieser Bezeichnung gekommen sind, weil sie in Massen gezüchtet werden und deshalb rund ums Jahr in jedem Gemüseregal zu finden sind. Was Pilze eigentlich sind – weder Pflanze noch Tier – und welche Superkräfte in ihnen stecken, lässt staunen. Ob als Baumaterial, als Droge, als Wundstiller, als Anzündhilfe oder als «Baum-Telefon»: Pilze sind so vielfältig und geheimnisvoll wie sie unterschiedlich in ihren Formen und Farben sind.

Vier Autoren liessen sich von Pilzen begeistern und haben so etwas wie einen rudimentären Überblick über diese geheimnisvollen Wesen zusammengestellt. Das Buch Pilze aus Wald & Stadt richtet sich vor allem an Menschen, die noch nicht so viel zum Thema wissen, aber doch von Neugier gepackt wurden. Der Titel des Buches ist etwas irreführend. Klar kann man in der Stadt auch Pilze finden, gemeint sind hier dennoch eher solche, die auf den Märkten angeboten werden: Semmelstoppel, Shitake, Seitlinge etc.

Als Einführung in das Thema dient ein Text der Biologin Franziska Witschi. Sie vermittelt Wissenswertes zur Gattung der Pilze.

Im zweiten Teil werden 38 Pilzsorten in Wort und Bild porträtiert. Es handelt sich dabei ebenso um hiesige wie fremde Pilze, oder besser gesagt, um deren Fruchtkörper. Das ist jener Teil des Pilzes, den wir gemeinhin sehen und als Pilz bezeichnen. Die Porträts gelten sowohl Pilzen, die im Wald gesucht werden wollen und anderen, die zu kaufen sind. Porträtiert werden aber auch ein paar giftige Arten. Also aufgepasst, nicht alles, was in diesem Buch abgebildet ist, darf auch in die Pfanne. 

Grundsätzlich will dieses Buch sicher kein Pilzführer sein. Wen es nach Betrachtung der ausdrucksvollen Bilder von Gerry Amstutz gelüstet, mit Korb und Messer ausgerüstet durch den Wald zu strolchen, der sollte sich auf jeden Fall eingehender mit der Materie auseinandersetzen und danach unbedingt seine gesammelten Schätze in die Pilzkontrolle bringen.

Der letzte Teil des Buches bringt logischerweise nach Jahreszeiten geordnet 41 Rezepte. Zum Beispiel Morcheln im Frühling, Steinpilze und Eierschwämme im Sommer, Mischpilzgerichte im Herbst und Austernseitlinge und Shitake im Winter: Für Pilzsammler und -kenner ein Schmaus. Fast alle Rezepte sind fleischlos und verlangen wenige Zutaten. Sie stammen von Maurice Maggi und sind einfach umzusetzen. Keine Hexenküche also. Ergänzt wird der Kochteil durch Tipps, wie Pilze zu konservieren wären, sollte einem das Pilzlerglück mehr als hold sein. Wie meiner Schwester. Aber die kennt diese Tipps sicher schon. (Seufz … )

Titel: Pilze aus Wald & Stadt, Rezepte und Porträts 

Autoren: Martina Meier, Gerry Amstutz, Maurice Maggi, Marionna Schlatter

Verlag:  at verlag Aarau, 2023

ISBN 978-3-03902-223-6, SFr. 42.00/ 37.40 €