Rezension

Bewegende Biografie

27 Sommer -

27 Sommer
von Ronald Olivier

Bewertet mit 5 Sternen

„...Die Straße war unser Spielplatz und wir machten, was wir wollten. Wir stahlen Autos, brausten damit durch die Gegend und stellten sie schließlich verbeult und verwüstet irgendwo mitten auf der Straße ab. Keiner konnte uns aufhalten...“

 

So beschreibt Ronald sein Leben in New Orleans mit 15 Jahren. Wenig später steigt er zusammen mit seinem Freunden ins Rauschgiftgeschäft ein. Außerdem besorgt er sich eine Waffe.

Der Autor hat eine bewegende Biografie geschrieben. Sie ist schonungslos ehrlich und zum Teil schockierend. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.

Bisher hatten die Jungen für ihre Taten keinerlei Konsequenzen gespürt. Das aber sollte sich schlagartig ändern, als der 16jährigr Ronald einen Jungen erschießt. Er landet im Gefängnis. Zwar plädiert er auf Notwehr und kann auch Zeugen dafür benennen, doch das Gericht sieht es anders. Plötzlich ahnt er, dass es um alles geht. Er erinnert sich an die Worte seiner Mutter und betet.

 

„...Herr, wenn du verhinderst, dass sie mich töten, werde ich dir für den Rest meines Lebens dienen...“

 

Ronald ist gerade 18 Jahre geworden, als er zu lebenslanger Haft verurteilt wird. Zwei dinge helfen ihn in der ersten Zeit. Zum einen steht seine Familie trotz allem zu ihm, zum anderen rät ihn ein älterer Häftling, worauf er achten muss, damit er nicht unter die Räder kommt oder zum Opfer wird.

Die Zustände im Gefängnis werden sehr genau beschrieben. Ronald nutzt jede Gelegenheit, um isch weiterzubilden. Er schließt sich im Gefängnis einer Gemeinde an und studiert Theologie. Das ändert aber erst einmal nichts darin, dass sein Leben ein Auf und Ab ist. Er lernt, Gott zu vertrauen und gegen seine Schwächen zu kämpfen. Bald laurtet sein Wahlspruch:

 

„...Mir kann keiner erzählen, es gäbe etwas, das Gott nicht schaffen kann...“

 

Dann aber tritt eine völlig neue Situation ein. Auf Grund neuester Erkenntnisse der Gehirnforschungen können Verurteilte, die zum Zeitpunkt ihrer Tat minderjährig waren, nach 25 Jahren einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens stellen. Auch Ronald nutzt die Chance. Wieder wird sein Glauben auf eine Geduldsprobe gestellt. Erstens dauert es, bis es zur Entscheidung kommt und zweitens wird ein Blick auf das Verhalten in den vergangenen Jahren geworfen.

Ronald kommt frei und findet Helfer, die ihm unter die Arme greifen und ein neues Leben ermöglichen. Erst beim Lesen wurde mir richtig klar, was es heißt, nach 27 Jahren in eine Welt zurückzukehren, die sich kräftig weiter gedreht hat.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeichnet ein Bild vom Leben in Amerika, das sonst kaum so thematisiert wird. Für den Autor war das Gefängnis die Chance für einen Neuanfang und den hat er konsequent genutzt.