Rezension

Ein schwieriger Weg zur Patchwork-Familie ...

Wünsche an die Wellen -

Wünsche an die Wellen
von Katya Balen

Bewertet mit 5 Sternen

Als sich Zofias Vater Marek in seine Arztkollegin Fiona verliebt, treffen  Zofia und Fionas Sohn Tom  als Patchworkgeschwister aufeinander. Die Kinder, die nicht unterschiedlicher sein könnten, wechseln sich als Icherzähler ab. Die impulsive, schlagfertige  Zofia wirkt wild wie die Brandung und trainiert entschlossen dafür, in der eiskalten See zum „Fidschi“ zu schwimmen, dem legendären Felsen vor der englischen Küste. Tom dagegen hat Dinge erlebt, über die er nicht sprechen kann, und fürchtet die Dunkelheit ebenso wie Veränderungen. Tom hat Angst vor Hunden, und im Meer wird er nicht schwimmen, in dem es außer Quallen sicher Haie geben wird. Das Falten von Origami-Kranichen konnte ihm bisher in schwierigen Momenten gegen seine Ängste helfen.

Die beiden Elfjährigen lehnen die neue Situation entschlossen ab, obwohl Toms neues Leben sich durch den vertrauenswürdigen Freund Cameron und seine enge Klassengemeinschaft entscheidend gebessert hat. Zofia fühlt sich genervt vom zurückhaltenden Tom und muss den Raum, den er frei lässt, sofort lärmend füllen.  Beide Kinder beschreiben in wundervollen Worten die Natur, scheitern jedoch daran, über ihre Ängste und Eifersucht zu sprechen. Marek möchte Zofia und Tom versöhnen, in dem er mit ihnen gemeinsam sein vor Jahren begonnenes Boot  vollendet. Man hätte wetten können: Tom will gern schreinern, aber nicht mit dem Boot aufs Wasser; Zofia bestimmt sich zum Kapitän. Ihr macht das als Duo, ordnet Marek an. Als um das Überleben des Babys gebangt werden muss, dass Fiona erwartet, setzt Tom auf magisches Denken. Die Nachbarin, die ihn früher betreute, hat ihm von den 1000 Kranichen erzählt, die man in Japan aus Papier falten muss, um einen Wunsch frei zu haben. Als die Zeit drängt, falten alle mit: die Schüler der 5. Klasse, ihre Lehrer und Eltern …

Fazit

Katya Balen lässt in idyllischer Lage am Meer Vater und Tochter auf Mutter und Sohn treffen. Als Tom Zofia seine Ängste gesteht, erkennt er zugleich den Grund für ihr kratzbürstiges Verhalten. Auch sie hat Angst, in der neuen Familie ausgeschlossen zu sein, vor der winzig kleinen Schwester auf der Intensivstation und vor der Herausforderung des eiskalten Meers. Balen lässt uns Angst und Scham der Kinder bildhaft miterleben, aber auch das Bemühen der Eltern zur Familie zusammenzuwachsen. Besonders anrührend fand ich den Zusammenhalt der Schulklasse, die sich nach der Schule am Strand trifft …

Ein großartiges Buch, das Erinnerungen an "October, October" weckt.