Rezension

Meinen Geschmack hat der Autor sehr gut getroffen

Wölfe in Bern -

Wölfe in Bern
von Matthias Beland

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die junge Serbin Mila Illic liegt erwürgt in ihrem Bett. Eine Nachbarin hatte beobachtet, dass ihr Chef und Sugardaddy, der bekannte Berner Bankier Stefan Egger, vorher bei ihr war und es einen lauten Streit gab. Aber auch Milas Bruder Aco war an diesem Abend noch bei ihr. Hat er seine schwangere Schwester umgebracht, weil sie den für sie ausgesuchten Mann aus Serbien nicht heiraten wollte?

Georg Muff und seine schwangere Kollegin Melanie Neff, beide Ermittler bei der Kripo Bern, ermitteln sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Umfeld des Opfers. Hier stoßen sie auf allerlei illegale Machenschaften, die bis in die hohen Kreise der Schweizer Politik reichen. Und es wird nicht bei der einen Toten in diesem Umfeld bleiben.

 

Georg Muff lerne ich zusammen mit seinen Freunden Tom, Max, Sascha und Patrick wie zufällig außerhalb seines Arbeitsumfeldes bei einer Partie Schach kennen. Auch sonst erfahre ich von dem mir sofort sympathischen Kommissar einiges aus seinem privaten Umfeld. Wie er seinen Bruder Yannick verloren hat, für dessen Tod er sich heute noch schuldig fühlt. Jede Woche besucht er seine Mutter Christina im Altenpflegeheim Schloss Worb. Und seine Freundin Chloé steht mitten im Migrationsverfahren und droht abgeschoben zu werden. Alles keine einfachen Sachen für den Polizisten, der einen Mord aufzuklären hat, der immer weitere Kreise zieht

Den Kriminalroman habe ich durch den flüssigen und leicht zu lesenden Erzählstil von Matthias Beland sehr schnell ausgelesen. Die Geschichte ist so interessant und facettenreich, dass die Seiten nur so dahin fliegen.

Die Spannung baut sich ab Beginn langsam auf, steigt durch verschiedene nicht vorhersehbare Wendungen hoch an und hält sich bis zum Schluss auf diesem hohen Niveau. Es gibt auch ein paar Szenen bei denen ich schmunzeln musste und die die Ermittlungen ein klein wenig auflockern.

Ich lerne sehr viele unterschiedliche Menschen kennen, die ich dank der detailreichen Beschreibungen des Autors gut in mein Kopfkino integrieren kann. Manch einer von ihnen hat für mich das Potential zu einem Mörder. Ihn und seinen Lebenslauf, der ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist, lerne ich auch kennen. Ich bin immer wieder entsetzt, wie Menschen zu dem werden können bzw. was manche Erfahrungen aus ihnen machen können.

Die Geschichte ist in Bern angesiedelt und erhält dadurch den lokalen Anstrich. Durch die bildhaften Beschreibungen habe ich Lust bekommen die Schweizer Hauptstadt auch mal zu besuchen.

 

Ein spannender und atmosphärisch aufgeladener Krimi mit gesellschaftspolitischen Bezügen, der mich rundherum sehr gut unterhalten hat. Mit einem Ermittler, von dem ich gerne mehr lesen möchte.