Rezension

Geht so

Die Psychologie des Waldes -

Die Psychologie des Waldes
von Suse Schumacher

Bewertet mit 3 Sternen

Hatte mehr erwartet.

Suse Schumacher schrieb mit 45 Jahren im Rahmen ihres Studiums eine Masterarbeit über Zimmerpflanzen in Büros, sehr spannend. Mit dem medial bekannten HaJo Schumacher hatte ich sie beim Buchkauf nicht in Verbindung gebracht, nun weiß ich Bescheid. Der Wald ist seit vielen Jahrzehnten auch mein Thema, mein Refugium, meine Seelen-Tankstelle, mein Ort zu laufen. Ich bin mehrmals in der Woche dort. Ich hege eine große Liebe für, Achtung vor und Bewunderung für Bäume, Pflanzen und Tiere.

Die Psychologin und systemische Coachin (Waldcoaching) möchte (mit ihrem Buch) mehr Bewusstheit für die Natur im Allgemeinen und den Wald im Besonderen schaffen, für Rücksicht, Schutz und aktive Präsenz (15). Als Naturtherapeutin lernte Schumacher, dem Wald neu zu begegnen, nicht als Konsumateurin, sondern als Partnerin. Waldthemen, Tipps und Aktivitäten im Wald werden anschaulich beschrieben. Eine Umsetzung ist gut machbar. Der Wald ist der Inbegriff der Ruhe (nicht immer, kommt auf den Ort/die Tageszeit an), Frieden, Freiheit, Verbundenheit und Lebendigkeit. Ein Ort, der guttut und nichts erwartet. Der Mensch darf hier einfach sein (Manche übertreiben diese Möglichkeit allerdings)(31). Schön ist das Zitat von John Muir auf S. 54: Ich gehe in den Wald, um meinen Verstand zu verlieren und meine Seele zu finden.

Reizvoll an dem Buch ist die wissenschaftliche Untermauerung, aus der man einiges lernen kann, z.B. was im Gehirn beim Gehen passiert (23), immer wieder verknüpft mit Appellen der Autorin: Man kann einen alten Baum als Holzlieferanten betrachten, aber auch als ein vielfältig mit seiner Umgebung vernetztes Lebewesen, das hunderten von Mitwesen – vom Mikroorganismus bis zum Igel – Schutz, Baumaterial und Nahrung bietet (23).

Interessant ist auch der Abriss über das Thema 'Berührungen'. Die Lebensgeschichten ihrer Patienten verleihen dem Gesagten Struktur und Anschaulichkeit. Die Waldfotos sind eher banal, ohne arrogant klingen zu wollen, da schieße ich weitaus schönere, eingängigere. Ungünstig ist es die Dialoge in hell-roter Schrift zu halten, je nach Lichtverhältnissen, ist das ziemlich anstrengend zu lesen.

Das Buch lässt sich sehr gut lesen. Ich kann nicht genau sagen, was es ist, aber es hat mich nicht grundsätzlich geflashed, manche Dinge haben mich nicht wirklich interessiert, manches erschien mir zu sehr als Promotion Tour für die eigene Sache (Therapiemethoden, Buch, Unterstützung indigener Völker), manchmal hätte ich mir mehr Tiefgang/mehr Fakten gewünscht. Insofern sind 24 Euro für das HC (256 S) ein relativ stolzer Preis.