Rezension

Abenteuer mit einem Taschen-Gnom

Winterkind und Herr Jemineh -

Winterkind und Herr Jemineh
von Marion Brasch

Bewertet mit 4.5 Sternen

Es ist Winter in Winterstadt, als Marion Braschs junge Protagonistin ihre Umgebung erkundet. Vom Park über den Bahnhof landet sie am Hafen, wo sie spontan beschließt, als Schiffsjunge, ach nein Schiffsmädchen, an Bord des dort vertäuten Segelschiffs zu gehen. Winterkinds Begleiter Herr Jemineh drängelt, dass sie endlich ihre Manteltasche reparieren soll, damit er dort wieder wohnen kann – obwohl  seine Übergangswohnung in einem Handschuh wie auf seinen Leib geschneidert  wirkt.  Herr Jemineh, getauft nach seinem Standardspruch, scheint ein anstrengender Begleiter zu sein, der stets etwas anderes will, als Winterkind gerade im Kopf hat. Doch wer auf den Transport im Handschuh angewiesen ist, verdient vielleicht unser Mitgefühl … Nach Herrn Jemines Rettung aus einem Gullyschacht und dem Zauberwürfel, der die beiden Abenteurer  fremde Sprachen verstehen lässt, wartet das im Hafen ankernde Segelschiff nicht nur mit einer Steuerfrau auf, sondern Winterkind lernt an Bord eine heilkundige Schiffsratte kennen, deren Heilmittel  nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch den Schreck einer Verletzung vergessen lassen kann.

Fazit

Winterkind verlässt ihre vertraute Umgebung und erlebt  an Bord eines Segelschiffs Abenteuer, die die jungen Zuhörer zum Experimentieren mit Sprache anregen. Für die Zielgruppe Sechsjähriger  finde ich die Ausgangssituation recht sportlich, in der ein Kind samt imaginärem Begleiter in die Welt aufbricht, ohne den Eltern Bescheid zu sagen. Im Haus Buchdoktor hätte eine vergleichbare Szene eine Diskussion ausgelöst, wie es wohl Winterkinds Eltern geht, wenn ihr Kind einfach verschwindet …  Nicht gefallen hat mir im Text sprachlich die kindertümelnde Steigerung mit „ganz“ statt „sehr“, Sechsjährigen darf gern mehr zugemutet werden. Die lebendigen Dialoge sorgen zwar für Tempo beim Vorlesen, selbst  für geübte Leseanfänger finde ich den Text jedoch durch zahlreiche Einrückungen der direkten Rede am linken Textrand sehr unruhig. Hier hilft ein Blick ins Buch bei der Entscheidung.