Rezension

Facettenreiche Boshaftigkeit

Gebrochene Schwingen -

Gebrochene Schwingen
von V. C. Andrews

Bewertet mit 3 Sternen

In Erwartung eines sorgenfreien Lebens steuert Heaven Leigh Casteel den Ehehafen an. Nichtsahnend, dass das Drama damit erst am Anfang ist. 

„Gebrochene Schwingen“ ist der dritte Band der fünfteiligen Reihe um die Casteel-Familie. Im Mittelpunkt steht Heaven, die man im ersten Band „Dunkle Wasser“ als Kind kennenlernt und in „Schwarzer Engel“ mit ihr durch die Mädchenjahre geht. 

In diesem Teil wird sie zur Ehefrau, die auf aufwühlende Familiengeheimnisse sowie bewegende Intrigen stößt und vom Leben ordentlich durchgerüttelt wird. 

Obwohl ich die Bücher von V. C. Andrews gerne lese, ist mir die Autorin diesmal zu düster geblieben und in ihrer Figurenzeichnung äußerst unsympathisch geworden.

Es stört mich nicht, wenn in Romanen die Charaktere unliebsam sind, aber bei „Gebrochene Schwingen“ reicht es so weit, dass ich jede einzelne Figur als abstoßend empfand.

Während ich in den Bänden zuvor mit Heaven mitfieberte und hoffte, dass ihr Werdegang in eine positive Richtung geht, entwickelt sie sich zu einem egozentrischen Menschen, der mit Macht und Geld alles in Bewegung setzt, um die eigenen Interessen durchzusetzen.

Es tut weh zu lesen, wie das Mädchen von einst, zu einer kühlen und erbarmungslosen Frau geworden ist. Meist geht es ihr nur darum, den Schein zu wahren oder auf ihr Recht zu pochen, egal, wen oder was sie im Zuge dessen bricht.

Neben der Protagonistin entsprechen die anderen Figuren gleichfalls dieser vergifteten Welt. Nichts und niemand beweist ein Herz oder hält an Idealen fest, ohne sich einen persönlichen Vorteil daraus zu erhoffen. 

Zum Beispiel hat Logan seine Natürlichkeit und Unbedarftheit der Jugend vollkommen abgelegt. Er ist kaum wieder zu erkennen und man fragt sich, wie er so geworden ist. 

Nichtsdestotrotz bleibt die Handlung interessant. Auch wenn Andrews gar in eine negative Richtung schlägt, ist es meiner Meinung nach beachtenswert, wie tief die Facetten ihrer Figuren greifen, und welche Boshaftigkeiten sich die Autorin einfallen lässt.

Denn in „Gebrochene Schwingen“ werden die Casteels von vergangenen Schicksalsschlägen eingeholt und vom Leben geprüft, obwohl sie meiner Meinung nach zum Ende hin allesamt durchgefallen sind.

Weiterhin schafft es die Autorin, dunkle Emotionen aufzuwühlen, den:die Leser:in Verzweiflung spüren zu lassen und um Atem zu ringen, weil einem vor Erstaunen die Luft weg bleibt. 

Abschließend bin ich trotz meiner Kritik neugierig, wie es mit dieser Familie weitergeht und was die „Nacht über Eden“ den Casteels bringen wird. 

Wer besonders die dunklen Aspekte in V. C. Andrews Romanen mag, wird mit „Gebrochene Schwingen“ sicherlich interessante Einblicke in Heavens Entwicklung haben. 

Die Casteel-Saga:
1) Dunkle Wasser
2) Schwarzer Engel
3) Gebrochene Schwingen
4) Nacht über Eden
5) Dunkle Umarmung